zum Hauptinhalt
Günter M. Ziegler ist Präsident der Freien Universität Berlin.

© Kay Herschelmann

Präsidenten-Kolumne: Nach den Sternen greifen

Vieles Technologien, die einst Science-Fiction waren, sind heute Realität.

Natürlich wollte ich als kleiner Junge Astronaut werden. Im Sommer vor 50 Jahren, am 20. Juli 1969, saß ich eine lange Nacht vor dem Schwarz-Weiß-Fernseher, verfolgte die erste Mondlandung, fieberte mit, wie Millionen andere auf der ganzen Welt. Ich war fasziniert, neugierig und wissensdurstig: Ich wollte wissen, wie das funktioniert, wie es möglich wurde, eine solch weite Reise umzusetzen. Wenige Wochen später kam ich in die Schule, begierig zu lernen. Ich las viel, nicht nur Sachbücher, und ließ mir auch vom damaligen Fernseh-Professor Heinz Haber die Welt erklären.

Als Gymnasiast lernte ich Mathematik, Physik, Chemie – und verschlang Science-Fiction-Bücher, von Arthur C. Clarke, Isaac Asimov und Stanislaw Lem. Ich wollte unbedingt die möglichen Welten verstehen. Von Arthur C. Clarke etwa stammt nicht nur die Vorlage für den Filmklassiker „2001 – Odyssee im Weltraum“, der 1968 in den Kinos lief, sondern auch die Erfindung der geostationären Kommunikationssatelliten. Und er formulierte 1962 die drei „Clarkeschen Gesetze“, darunter: „Der einzige Weg, die Grenzen des Möglichen zu finden, ist, ein klein wenig über diese hinaus in das Unmögliche vorzustoßen.“ Und das viel zitierte dritte Gesetz: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Wie gehen wir mit Künstlicher Intelligenz um - und miteinander

Vieles von der Technologie, die damals Science-Fiction war, ist heute Realität. Für künstliche Intelligenz brauchte man damals die Phantasie der Romanautoren, heute steckt „KI“ in jedem Smartphone. Die schwierigen moralischen Fragen im Zentrum der großen Science-Fiction-Romane, obgleich zentraler Gegenstand von aktueller Forschung und gesellschaftlichen Debatten, bleiben aber bis heute unbeantwortet. Die Frage etwa, wie Computer, die selbst entscheiden können und müssen, mit moralischen Dilemmas umgehen, ist zentraler Bestandteil von „2001 – Odyssee im Weltraum“. Isaac Asimov hat für diese Frage bereits 1942 in einer Kurzgeschichte Robotergesetze aufgestellt. Die Gesetze geben vor, dass Roboter den Menschen gehorchen müssen – und ihnen nicht schaden dürfen. „Weiß“ das jedes autonome Fahrzeug? Wie wird ihm das beigebracht? Gibt es eine Garantie, dass diese Maxime berücksichtigt wird? Auch das sind Fragen der modernen Forschung.

Aber vor all diesen Überlegungen stellt sich noch viel drängender die Frage: Wie gehen wir Menschen miteinander um – gerade in einer so vielfältigen Gesellschaft? Der erste Artikel des Grundgesetzes besagt: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wie bringt man das den Menschen näher? Vielleicht kommen wichtige Anregungen aus der Lektüre von Adolph Freiherr Knigges „Über den Umgang mit Menschen“ aus dem Jahr 1788? Die Beschäftigung mit Knigges Werk haben wir uns an der Freien Universität im Rahmen der Aktion „Eine Uni – ein Buch“ vorgenommen. Den Startschuss für das Projekt feiern wir am 15. Juni bei der Langen Nacht der Wissenschaften, an einem großartigen Ort für große und kleine Wissensdurstige: an der Freien Universität Berlin. Seien Sie dabei, wir heißen Sie herzlich willkommen!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false