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© dpa-Zentralbild

Potsdam: Stadtschloss fällt eine Nummer kleiner aus als geplant

Weil Straßen nicht in ausreichendem Abstand zum Baugrund verlegt wurden, muss Architekt das Gebäude im Vergleich zum historischen Vorbild stauchen.

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Potsdam - Das neue Potsdamer Stadtschloss wird kleiner als das historische Vorbild. Weil die neue Straßen- und Tramtrassenführung im Wege ist, wird der Neubau für den Landtag im Vergleich zum Knobelsdorff-Original leicht gestaucht und gekürzt. Dabei war die Straßenführung zwischen Filmmuseum, Altem Markt und Mercure-Hotel extra für den Schlossbau komplett verlegt worden – mit Millionen an Steuergeldern.

Dass das Schloss nicht mehr auf das zur Verfügung stehende Areal passt, bestätigte am Mittwoch Wolfgang Frey, Geschäftsführer der Berlin-Bamberger Firma „Pro Denkmal“, die mit der Erforschung der historischen Ausmaße des Potsdamer Stadtschlosses beauftragt wurde: Der Landtag werde im Vergleich zum historischen Vorbild an der westlichen Seite um 50 Zentimeter und an der östlichen Seite um 90 Zentimeter gekürzt. „Das Schloss hat auf die Straße reagiert, nicht die Straße auf das Schloss“, sagte Wolfgang Frey. „Wir haben das Schloss ein wenig eingekürzt.“

Bei der Neuberechnung des genauen Standortes des künftigen Brandenburger Landtages in Gestalt des Stadtschlosses habe man „auf die Wegeführung reagieren müssen“, fuhr der „Pro Denkmal“-Geschäftsführer fort. „Die Wegeführung beengt das Schloss im südlichen Bereich.“ Zwischen dem Bau und der neuen Straße seien „Zwangspunkte“ an der Rampe, der Kutschenauffahrt am Haupteingang sowie an der südöstlichen Ecke entstanden. Trotz der neuen Erkenntnisse von Pro Denkmal habe die Straßenführung nicht noch einmal angetastet werden dürfen.

Nach Sprengung der Stadtschloss-Ruinen auf SED-Geheiß in den Jahren 1959 und 1960 waren eine Straßenkreuzung sowie eine Straßenbahntrasse über den Stadtschloss-Grundriss geführt worden. Die planerische Federführung bei der Umverlegung dieser Verkehrstrassen hatte der Sanierungsträger Potsdam. Geschäftsführer Erich Jesse wies die Darstellung Freys gestern zurück: Der Vorwurf sei „Unsinn“, das Stadtschloss-Grundstück „ist frei“. Das Maß der Grundstücksfreilegung sei mit dem Land abgestimmt worden. Der Projektleiter Landtagsneubau beim Land, Wolfgang Bösche, nahm den Sanierungsträger gestern aus der Schusslinie: Als 2004 die Straßenplanung erfolgte, sei nicht von einem Wiederaufbau nach historischem Original ausgegangen worden. Demzufolge sei ohne Kutschenauffahrt geplant worden. Für einen Knobelsdorff-Nachbau sei die Baugrube von Beginn an zu klein gewesen.

Mit der 20-Millionen-Euro-Spende von Milliardär Hasso Plattner Ende 2007 zugunsten der historischen Knobelsdorff- Fassade sei auch die Rekonstruktion der Kutschenauffahrt wieder ins Spiel gekommen, so Bösche. Dann sei aber festgestellt worden, „dass die Kutschenauffahrt die Breite Straße tuschiert“. Das Landesfinanzministerium habe vor der Wahl gestanden, die „enormen Kosten“ für eine Straßenumplanung zu tragen oder das Schloss zu stauchen. Bösche: „Das Finanzministerium hat entschieden, dass das Schloss auf die Straße reagieren muss.“

Potsdams Baudezernent Matthias Klipp (B’90/Grüne) reagierte gestern zurückhaltend. Er könne sich nicht vorstellen, dass die neue Verkehrstrasse dem Schloss im Wege sei, sagte er. „Das müsste doch jemandem aufgefallen sein.“ Dennoch würden die Vorwürfe geprüft. „Wenn es einen Fehler gegeben hat, muss er korrigiert werden.“

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