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Politik: Zustand: stabil schlecht

Es gibt keine Entwarnung für den Wald. Experten machen auch die Massentierhaltung und den Verkehr dafür verantwortlich

Dem deutschen Wald geht es gleichbleibend schlecht. Der Schaden hält sich zwar seit 1996 auf ungefähr gleichem Niveau, dennoch sind fast zwei Drittel der Fläche geschädigt, ein Fünftel davon schwer. Es dürfe keine Entwarnung gegeben werden, betonte denn auch der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverbraucherministerium, Gerald Thalheim, bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2002.

Buche und Eiche treffen Luftverschmutzung und übersäuerter Boden offenbar am härtesten. Bei der Buche weisen 32 Prozent des Baumbestandes deutliche Schäden auf – was bedeutet, dass ein Baum mindestens ein Viertel seiner Blätter verloren hat. Bei der Eiche liegt dieser Anteil sogar bei 33 Prozent. Allerdings deutet sich hier über die vergangenen Jahre eine leicht positive Entwicklung an: So hatte nämlich vor fünf Jahren noch fast die Hälfte aller Eichen deutliche Schäden angezeigt. Die Kiefer ist hingegen mit 14 Prozent die am wenigsten vom Waldsterben betroffene Baumart. Woher diese Unterschiede kommen, darüber schweigen allerdings die Experten. Auch eine Antwort, warum sich der Zustand der Baumkronen beispielsweise in Hessen, Sachsen und Niedersachsen verbessert, in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz aber verschlechtert hat, bleibt aus.

Die Umweltschutzorganisation Robin Wood warnt nun vor einem „schleichenden Vegetationssterben in allen Landschaften“, für den BUND fordert der waldpolitische Sprecher Helmut Klein, besonders in der Landwirtschaft und beim Verkehr müsse mehr getan werden. Die Stickstoffemissionen, die vor allem bei der Massentierhaltung entstehen und den Boden übersäuern, „müssen weg“. Klein nennt es „den Treppenwitz der Geschichte“, dass jetzt die Bauernverbände darüber jammern, „wenn ihr Wald stirbt, den sie vorher mit der Gülle vergiftet haben“. Beim Verkehr habe zwar die Einführung des Katalysators einiges bewirkt, der Schwerlastverkehr, der nach wie vor völlig ungeregelt sei, mache diese Errungenschaften allerdings wieder zunichte. Thalheim selbst räumte ein, die Luftverschmutzung sei zwar eingedämmt worden, insgesamt aber immer noch zu hoch.

An sich bewerten die Umweltschutzorganisationen die Leistungen der Bundesregierung zum Schutz des Waldes durchaus positiv. Besonders Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) sei mit der von ihr verfolgten Agrarwende auf dem richtigen Weg, heißt es. Kritischer hingegen sieht beispielsweise der BUND Verkehrsminister Manfred Stolpe (SPD). In seinem Ressort herrsche dringender Handlungsbedarf, doch bisher sei nicht viel geschehen, heißt es.

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