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Roman Herzog.

© AFP

Zum Tod von Roman Herzog: Seine Agenda war der Ruck

Er war ein Mann ohne Schnörkel. Seine Debattenbeiträge wirkten über ihn hinaus. Ein Wort zum Tod von Roman Herzog.

Wissenschaftler, Staatsminister und Präsident des Bundesverfassungsgerichts – schon bis dahin liest sich Roman Herzogs Vita, besser: seine Lebensleistung, beeindruckend. Und dann auch noch Bundespräsident, der siebte, der erste gewählte in der neuen deutschen demokratischen Bundesrepublik!

Roman Herzog ist mit 82 Jahren gestorben. Ein Mann ohne Schnörkel, Bajuware von Geburt und Gesinnung, barock im Auftreten, manchmal wurschtig, zuweilen raunzig, dadurch immer unterhaltsam. Auf hohem Niveau, weil er es verstand, mit seiner Intellektualität nicht zu renommieren. Er kleidete sie in seine Art Volkstümlichkeit. Noch so eine Gabe: Herzog behandelte im Grunde alle gleich, ob Chinas Staatschef oder den, der ihm per Zufall bei einem seiner Reisen im Land begegnete. Unprätentiös ist ein elegantes Wort für ihn, dessen Begabung in der klaren Rede – zumeist ohne Fremdworte – lag. Und, nicht zu vergessen, im Spott. Da war keiner vor ihm sicher.

Eigensinn

Helmut Kohl entdeckte (auch) diesen Professor in seiner Nachbarschaft, an der Hochschule in Speyer. Er machte Herzog zum Bevollmächtigten von Rheinland-Pfalz beim Bund. 1973 war das. Schon damals bekam Kohl Herzogs Eigensinn zu spüren – und dann erst recht, als er Präsident war, von 1994 bis 1999. Seine Reden, nicht nur die „Ruck“-Rede, waren Vorboten der Agenda-Politik, denn Herzog mahnte die Reformfähigkeit des Staates an. Zu der Zeit war Kohl noch Kanzler und Gerhard Schröder ante portas.

Das Beste, was man über einen Mahner sagen kann, ist doch, dass seine Debattenbeiträge über ihn hinaus wirken. So gesehen macht sich Herzog um die Bundesrepublik bis heute verdient. Im einen wie im anderen Sinn; denn man konnte sich auch gut von ihm, dem Konservativen, abgrenzen. Als Kultusminister in Baden-Württemberg war Herzog sehr konservativ, und es gibt nicht wenige, denen diese Zeit kein Wohlgefallen war.

Aber noch etwas bleibt von ihm, im besten Sinn: Roman Herzog gab den Anstoß zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar. Daran sollten wir immer denken.

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