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Der ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering.

© picture alliance/dpa/ Paul Zinken

Zum 80. Geburtstag von Franz Müntefering: Der Meister des In–die–Pflicht–Nehmens

Den SPD-Vorsitz nannte Franz Müntefering einmal das schönste Amt nach dem des Papstes. Nun wird der außergewöhnliche Politiker 80.

„Sagen, was ist“ – der kleine Satz des großen Sozialdemokraten Ferdinand Lassalle, einer Institution. Er ist so etwas wie das unausgesprochene Lebensmotto eines seiner Genossen, den heute viele auch eine Institution nennen: Franz Müntefering, kurz „Münte“ genannt. „Ich kann nur kurze Sätze“ lautet ein kleiner großer Satz von ihm, und das ist seine Entsprechung zu Lassalle. „Opposition ist Mist“, ist noch so ein Satz – und der ist zum Programm für die SPD geworden; ganz gewiss zu Münteferings großen Zeiten, aber auch darüber hinaus. Wie man sieht.

80 Jahre jung wird Müntefering. Der in Neheim im Sauerland geborene gelernte Industriekaufmann ist der Politiker, von dem die SPD in den vergangenen Jahrzehnten am meisten geprägt worden ist, ohne dass die Partei es so recht verstanden hätte. Er war Minister, in NRW wie im Bund, war für Verkehr, Bauen, Arbeit, Soziales zuständig, war Vizekanzler im Kabinett Merkel l, also nach Gerhard Schröder, war zweimal SPD–Vorsitzender, war Bundesgeschäftsführer und Generalsekretär, Fraktionschef und Fraktionsgeschäftsführer im Bundestag. Alles nie sehr lang, bis auf die Zeit im Stadtrat von Sundern, wo er heute Ehrenbürger ist, aber immer richtungweisend.

Mit Oskar Lafontaine hat er 1998 Gerhard Schröder den Weg ins Kanzleramt geebnet. Und Angela Merkel wäre heute nicht Kanzlerin ohne ihn. Schröder wollte sie verhindern. Müntefering dachte anders.

Franz Müntefering, Münte: Wer denkt, er kennt ihn, kennt ihn ganz sicher nicht. Denn so nahbar, wie er wirkt, ist er nicht. Er klingt nur wie ein Kumpel. Schröder wünschte sich einmal, Müntefering möge sein Freund werden. Soweit bekannt, ist es dazu nicht gekommen. Loyalität und Solidarität sind für Genossen Pflicht; Freundschaft ist Kür. Müntefering kann Kür, aber er ist vor allem ein Meister des In–die–Pflicht–Nehmens. Bei Sigmar Gabriel, zum Beispiel, hat er das geschafft.

Michelle Müntefering ist Staatsministerin im Außenamt

Nur eine hat ihn geschafft: Andrea Nahles. Als er, zu der Zeit Parteichef, seinen Kandidaten für NRW den Posten des Generalsekretärs nicht durchsetzen konnte, an der Parteilinken um Nahles scheiterte, ging er. Die einen nannten das prinzipienfest, die anderen Prinzipienreiterei.

Traurig war es für ihn in jedem Fall; denn Müntefering meinte schon ernst, dass der SPD–Vorsitz das schönste Amt nach dem des Papstes sei. Da kennt er sich aus, der ehemalige Oberministrant. Deshalb ist Müntefering auch noch einmal zurückkehrt ins Amt des Parteichefs, übrigens auf Bitten des heutigen Bundespräsidenten Frank–Walter Steinmeier. Das war, nachdem der Rheinland–Pfälzer Kurt Beck weggemobbt war. Nachnachnachfolgerin Nahles hat dann selbst die Härten des Amts kennengelernt.

Der Name Müntefering ist in der großen Politik immer noch vertreten. Ja, er ist noch fit, ist ehrenamtlich in wichtigen Ämtern. Aber seine Frau Michelle ist Staatsministerin im Außenamt, und mit der Zeit denken beim Namen Müntefering immer mehr an sie. Nur an diesem 16. wohl nicht. Da steht Franz Müntefering im Mittelpunkt. Vergessen haben ihn die Genossen nicht. Sie hatten große Zeiten.

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