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Eine Pflegekraft begleitet die Bewohnerin eines Altenheims beim Gang über den Flur.

© Oliver Berg/dpa

Zukunft der Pflegeversicherung: Höhere Kosten führen zur Rationalisierung

Bei der Pflege muss die Gesellschaft jetzt diskutieren, wieviel Roboter und Maschinen sie einsetzen will. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ursula Weidenfeld

Deutschland braucht mehr Pflegekräfte. Sie sollen künftig auch deutlich besser bezahlt werden. Den Preis dafür muss eine Gesellschaft ohne zu Zögern bezahlen wollen. Es ist gut, dass darüber Einigkeit herrscht. Weniger gut ist, dass über die Konsequenzen dieses Konsenses zu wenig nachgedacht wird. Denn sie werden Art und Weise, wie in Deutschland gepflegt wird, dramatisch verändern.

Um bis zu 0,5 Prozentpunkte soll der Beitrag zur Pflegeversicherung schon in den nächsten Jahren steigen. Außerdem soll die Einwanderung von qualifizierten Pflegekräften gefördert werden. Ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag soll das Lohnniveau der Branche heben. Die Versicherten werden die tektonische Verschiebung zugunsten der Pflege zunächst kaum bemerken, weil die Mehrkosten durch Beitragssenkungen der Arbeitslosenversicherung weitgehend ausgeglichen werden können.

Die Jüngeren werden die Last alleine schultern müssen

Das ändert sich erst in der nächsten Rezession. Dann werden die Kosten der Pflege weh tun. Die Jüngeren werden fragen, warum sie die Last alleine schultern sollen. Und die Arbeitgeber werden versuchen, die Personalkosten durch Rationalisierung zu drücken.

Deshalb reicht es nicht aus, heute nur über mehr und besser bezahlte Pflegekräfte zu sprechen. Deutschland muss sich auch um den technischen Fortschritt in diesem Bereich kümmern, die Gesellschaft muss sich mit dem Gedanken an mehr Maschinen und mehr Roboter in der Pflege alter und dementer Menschen anfreunden.

Wieviel Maschinen finden wir im Umgang mit unseren Alten gut?

Denn Kostensteigerungen haben im Kapitalismus notwendigerweise Rationalisierung zur Folge. Wer heute mehr Lohn in der Pflege bezahlt, wird morgen nach Maschinen Ausschau halten, die die Lohnsumme senken. Das ist nicht schlimm. Es ist nicht einmal zynisch. Doch eine Gesellschaft muss sich darauf vorbereiten. Sie muss überlegen, wo und wieviel Maschinen sie im Umgang mit ihren Alten gut findet. Und sie muss sagen, wo sie Menschen auf keinen Fall ersetzen will.

Darüber muss sie heute streiten – damit sie morgen in Anstand entscheiden kann.

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