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Schülerinnen einer siebenten Klasse melden sich während des Deutschunterrichts in einem Gymnasium. (Archivbild)

© Felix Kästle/dpa

Zu wenige Bewerber: Kultusminister rechnen mit erheblichem Lehrermangel

32.000 Lehrer müssten einem Medienbericht zufolge bis 2030 jedes Jahr eingestellt werden. Es gibt jedoch nicht genug Bewerber.

Die Kultusminister gehen in den kommenden Jahren einem Medienbericht zufolge von einem erheblichen Lehrermangel in Deutschland aus. Bundesweit sei bis zum Jahr 2030 mit einem durchschnittlichen Einstellungsbedarf von knapp 32.000 Lehrern pro Jahr zu rechnen, heißt es laut den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland in einem Papier der Kultusministerkonferenz. Dem stünden jedoch nicht ausreichend Bewerber gegenüber. Damit drohten jedes Jahr Hunderte Lehrerstellen unbesetzt zu bleiben.

Während das Angebot an Lehrern in den westdeutschen Ländern den Bedarf in dem genannten Zeitraum um 3,5 Prozent übersteige, gebe es in den ostdeutschen Ländern eine erheblichen "Unterdeckung", zitieren die Zeitungen aus der Beschlussvorlage für die Kultusminister.

Grundschulen und Berufsschulen besonders betroffen

Die größten Engpässe sind demnach bei den Berufsschulen und den Lehrern mit sonderpädagogischer Ausbildung zu erwarten. Aber auch bei den Grundschulen gebe es erhebliche Schwierigkeiten. Bei den Lehrern für das Gymnasium gehen die Kultusminister hingegen "generell von einem deutlichen Bewerberüberhang" aus.

Dramatisch sei die Situation oft in den Stadtstaaten, aber teils auch in den ostdeutschen Bundesländern. Als Reaktion würden Klassen vergrößert und Unterricht verkürzt. Zudem würden die Länder versuchen, Pensionisten zu gewinnen, Studenten, Seiteneinsteiger. „Drei von vier Neueinstellungen in Berlin in Grundschulen sind Seiteneinsteiger“, sagte Meidinger. Viele würden mit einwöchigem Crashkurs an die Schulen geschickt.

Angesichts des teils dramatischen Lehrermangels in Deutschland plädiert der Chef der Kultusministerkonferenz (KMK), Helmut Holter, für mehr Plätze in Lehramtsstudiengängen. „Es müssen mehr Lehrer ausgebildet werden“, sagte Thüringens Ressortchef der Deutschen Presse-Agentur. An diesem Donnerstag kommen die Bildungsminister von Bund und Ländern in Berlin zusammen.

Wichtig sei, dass alle Länder mitzögen, sagte Holter. „Ansonsten bilden vielleicht wenige Länder aus und die anderen sind Nutznießer“, sagte der Linke-Politiker. Zwar sei die Ausbildung von Lehrern in der Zuständigkeit der einzelnen Länder. „Aber alle haben eine gesamtdeutsche Verantwortung.“

Im Mai hatte die KMK eine Prognose vorgelegt, nach der die Zahl der Schüler bis 2030 um 278.000 auf 11,2 Millionen steigen wird.

Holter sagte, der Mangel an Personal werde die ostdeutschen Länder härter treffen als die westdeutschen. „Das hängt mit den Personalentwicklungskonzepten der 2000er-Jahre zusammen, als es einen Überhang gab und zu wenig Lehrer damals eingestellt wurden.“

Künftige Platzvergabe beim Medizinstudium auf Agenda

Bei ihrer bis Freitag dauernden Sitzung wollen die Kultusminister auch Empfehlungen zur Stärkung der Demokratieerziehung in der Schule geben und über die künftige Platzvergabe beim Medizinstudium beraten. Schüler, die sich gesellschaftlich engagieren, sollten dafür im Zeugnis gewürdigt werden - etwa wenn sie sich in Jugendzentren engagierten, bei der Freiwilligen Feuerwehr oder im Naturschutz, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe unter Berufung auf die Beschlussvorlage für die Tagung. Zudem sollten Themen wie Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Sexismus und Homophobie stärker als bisher im Unterricht erörtert werden.

Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will im Kreis der Ressortchefs auch noch einmal auf mehr gemeinsame Standards im Schulunterricht pochen. Es brauche mehr Vergleichbarkeit, mehr Transparenz und mehr Qualität. „Offenbar gibt es erfolgreichere Länder und weniger erfolgreiche. Das zieht sich von den unverzichtbaren Grundfähigkeiten des Lesens, Rechnens und Schreibens bis zum Ganztag durch alle Themen“, sagte Eisenmann der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Die Ziele müssten die Länder in einem Staatsvertrag festzurren.

Ziel der Beratungen der Kultusministerkonferenz an diesem Donnerstag in Berlin sei es festzulegen, welche Themen in dem Staatsvertrag berücksichtigt werden sollten, sagte sie. Das CSU-regierte Bayern und das von Schwarz-Grün regierte Baden-Württemberg hatten bereits mehrfach auf verbindliche Bildungsstandards und einen entsprechenden Staatsvertrag gepocht.

Das Papier soll am Donnerstag von den Kultusministern der Länder beschlossen werden. (dpa, AFP)

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