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Das muss reichen. Die internierten Uiguren in China werden teils zur Abtreibung gezwungen.

© Imago

Zu Sterilisierung und Abtreibung gezwungen: Der „demografische Genozid“ an den Uiguren in China

Die Studie eines deutschen China-Experten zeigt, wie verheerend die Lage von Millionen Uiguren im Westen Chinas ist. Die Geburtenrate geht drastisch zurück.

Es ist ein düsteres Bild, das eine detaillierte Studie des deutschen China-Experten Adrian Zenz von der Lage der Uiguren im chinesischen Xianjing malt. Mehr als einer Millionen Uiguren und andere Muslime werden der Studie zufolge und nach Angaben von Menschrechtsaktivisten im Westen Chinas zur Aufgabe ihrer Religion, Kultur und Sprache gezwungen und teilweise misshandelt.

Forscher Zenz hat für die antikommunistische Jamestown Foundation in Washington chinesische Statistiken und Regierungsdokumente ausgewertet. Das berichtet der „Spiegel“.

Seine Auswertungen haben ergeben, dass die Geburtenrate in Xinjiang zwischen 2015 und 2018 drastisch zurückgegangen ist – um durchschnittlich 24 Prozent. In zwei Präfekturen im Westen Chinas liegen sogar um 84 Prozent. Dabei hatte China die Einkindpolitik bereits 2015 beendet. Doch nun scheint sie in Xinjiang wieder praktiziert zu werden.

Im gleichen Zuge habe der chinesische Staat laut Zenz Millionen an Geldern in Maßnahmen zur Geburtenkontrolle ausgegeben. „Diese Art von Rückgang ist beispiellos“, sagte Forscher Zenz der Nachrichtenagentur AP.

Peking verteidigt Vorgehen als Antiterrormaßnahme

Peking verteidigt das Vorgehen in Xinjiang als Antiterrormaßnahme. Zwischen 2009 und 2014 habe es eine Reihe von Attentaten gegeben, die militanten Uiguren zugeschrieben worden wären. Die Lage in Xinjiang beschreibt die Regierung als „harmonisch und stabil“. Die Vorwürfe weist sie zurück und wirft westlichen Medien vor, „falsche Informationen aufzukochen“.

Die Uiguren hingegen beklagen, dass ihr Anteil an der Bevölkerung im Westen Chinas drastisch gesunken sei – von 80 Prozent vor rund 70 Jahren auf nur noch weniger als die Hälfte. Menschenrechtler sprechen von „demografischem Genozid“ der chinesischen Regierung an den Uiguren.

Der Umgang Pekings mit der muslimischen Minderheit der Uiguren sorgt auch für weitere Spannungen der Beziehungen zwischen China und den USA.

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US-Außenminister Mike Pompeo fordert ein Ende von „Zwangssterilisierungen, erzwungenen Abtreibungen und Zwangs-Familienplanung“ gegen die Uiguren und andere Minderheiten in der chinesischen Provinz Xinjiang. China müsse die „entsetzlichen Praktiken“ sofort einstellen, erklärte Pompeo.

Der amerikanische China-Experte Bill Bishop erwartet schwerwiegende Konsequenzen, was die Außenpolitik angeht. Er sagte dem „Spiegel“, dass die Enthüllungen aus Xinjiang es „für die EU und vor allem Deutschland schwerer machen“ würden, „eine relativ weiche Haltung gegenüber China einzunehmen“. (Tsp, AFP)

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