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Eine Regenbogenflagge ist Ende Juni 2021 vor dem Reichstag zu sehen.

© Imago/Steinach

Exklusiv

Zeichen für Solidarität mit queeren Menschen: Bundestag wird zum CSD erstmals Regenbogenflagge hissen

In den Morgenstunden wird am Reichstag die Fahne gehisst. Die Bundestagspräsidentin begrüßt das Symbol. In Zukunft soll auch queerer NS-Opfer gedacht werden.

Am Bundestag wird zum diesjährigen Christopher Street Day (CSD) an diesem Sonnabend in Berlin erstmals die Regenbogenflagge wehen. Bereits um 6:30 Uhr sollen an den Portalen, sowie auf dem Turm des Reichstagsgebäudes die Regenbogenflagge der queeren Community gehisst werden. Auch am Bundeskanzleramt soll eine Regenbogenflagge wehen.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) begrüßte die Aktion, die zuvor einstimmig im Bundestagspräsidium beschlossen wurde. „Das ist ein wichtiges Symbol“, sagte Bas dem Tagesspiegel. Das Zeichen sei noch immer notwendig. „Es gibt noch immer viel zu viel Diskriminierung und Hass gegen queere Menschen“, sagte Bas.

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Die Bundestagspräsidentin hatte zuletzt die Charta für Vielfalt unterzeichnet und will diese auch für die Bundestagsverwaltung mit ihren rund 3000 Beschäftigten umsetzten. „Das ist nicht nur eine Unterschrift“, sagte Bas dem Tagesspiegel und kündigte eine interne Befragung an, um mögliche diskriminierende Strukturen abzubauen. „In der Bundestagsverwaltung muss es selbstverständlich sein, dass alle nebeneinander arbeiten, egal welche Religion, Herkunft, Geschlecht oder sexuelle Orientierung wir haben.“

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Sie selbst werde wegen Terminkollisionen nicht an der Parade des Berliner CSD an diesem Sonnabend teilnehmen, will aber am 30. Juli in ihrem Wahlkreis in Duisburg am CSD teilnehmen. „Das ist bei mir schon Tradition – und ich habe versprochen, das im neuen Amt natürlich auch zu machen“, sagte Bas.

Bundestag will queerer NS-Opfer gedenken

Die Bundestagspräsidentin kündigte zudem an, dass der Bundestag im kommenden Jahr am Holocaust-Gedenktag am 27. Januar auch queeren NS-Opfern gedenken werde. „Tatsächlich werden wir am 27. Januar 2023 bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus die Menschen in den Mittelpunkt stellen, die aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität verfolgt, inhaftiert und ermordet wurden“, sagte Bas dem Tagesspiegel. Das habe das Präsidium bereits einstimmig beschlossen.

[Lesen Sie das ganze Interview mit Bärbel Bas bei Tagesspiegel Plus]

Ein offizielles Bundestags-Gedenken an die NS-Opfer, die aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität verfolgt und ermordet wurden, wird seit mehreren Jahren von einer Initiative gefordert, eine entsprechende Petition von vielen Personen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Opferverbänden liegt seit 2018 vor. Bisher war das Bundestagspräsidium darauf nicht eingegangen, auch Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hatte den Wunsch zurückgewiesen.

Man sei nun mitten in den Vorbereitungen für die Veranstaltung, sagte Bas. Und weiter: „Es gibt bedauerlicherweise keine Überlebenden mehr, aber wir sind ganz eng in der Abstimmung, auch mit dem Lesben- und Schwulenverband Deutschlands.“

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