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Zerknirscht? Vizekanzler Olaf Scholz war mit seinem Ziel von zehn Millionen Impfungen pro Woche bis Ende Juni zu ambitioniert.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Zehn Millionen Impfungen pro Woche?: Deutschland verfehlt Impfziel von Vizekanzler Scholz klar

Bis zu 5,9 Millionen wöchentliche Impfungen statt zehn Millionen: Das Ziel von Olaf Scholz war zu ambitioniert. Doch woran ist es letztlich gescheitert?

Bis Ende Juni sollen in Deutschland bis zu zehn Millionen Impfungen gegen das Coronavirus pro Woche möglich sein, das kündigte Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) Anfang März an. Jetzt, Ende Juni, wissen wir, was sich schon seit Wochen und Monaten angedeutet hatte: Scholz' Ziel wird verfehlt.

In der vergangenen Woche vom 21. bis 27. Juni wurden lediglich 5,7 Millionen Impfdosen verabreicht. Dabei lieferten die Hersteller Biontech/Pfizer, Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson zur vergangenen Woche sogar 7,8 Millionen Impfdosen. Damit stieg die Anzahl der noch nicht verimpften Dosen um ein paar Prozent auf fast zehn Millionen.

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Im Vergleich zu den Vorwochen sank die Zahl der verimpften Dosen sogar leicht. In der Woche vom 14. bis 20. Juni waren es 5,8 Millionen verimpfte Dosen gewesen, was schon eine leichte Abnahme im Vergleiche zur Woche vom 7. bis 13. Juni gewesen war. Da wurden die bislang meisten Impfdosen in einer Woche verabreicht: 5,9 Millionen.

Schon Anfang März war klar, dass es mit den bestellten Impfdosen nicht funktionieren wird, um die Rechnung von SPD-Kanzlerkandidat Scholz zu erfüllen – es waren schlicht zu wenige. Es hätte gereicht, um das Ziel in einer Woche zu erreichen, allerdings nur auf Kosten deutlich weniger Impfdosen in den folgenden Wochen.

Neben auf Dauer zu wenigen Impfdosen dürfte auf die offenbar abnehmende Impfbereitschaft eine Rolle spielen. Es mehren sich die Anzeichen, dass der Impfmotor tatsächlich ein wenig ins Stottern gerät.

Das zeigte eine Tagesspiegel-Umfrage in den Gesundheitsministerien aller 16 Bundesländer zu ausgefallenen Impfterminen in der vergangenen Woche. Demnach lag der Anteil gestrichener Impftermine zwischen einem und sechs Prozent. Bei deutschlandweit täglich mehr als 800.000 Impfungen fallen also an jedem Tag Zigtausende komplett aus.

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Dass es statt bis Ende Juni nun in den kommenden Wochen möglich sein wird, auf bis zu zehn Millionen Impfungen pro Woche zu kommen, ist unklar. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat zumindest angekündigt, die Versorgung mit Covid-19-Impfstoff in Deutschland in den kommenden Wochen noch deutlich zu verbessern.

So werde zum Beispiel Moderna im Juli und August doppelt so viel Impfstoff liefern wie erwartet. In dieser Woche kämen zudem eine Million Dosen von Johnson & Johnson, „die sich kurzfristig noch ergeben haben“. Auch eine große Lieferung von Astrazeneca und Biontech stehe an.

Bundesregierung will Impfversprechen schon im Juli einlösen

So verwundert es nicht, dass die Bundesregierung am Dienstag mitteilte, damit zu rechnen, dass sie ihr Corona-Impfversprechen früher einlösen sein wird als geplant.

Die Zusage, jedem bis zum Ende des Sommers im September ein Impfangebot machen zu können, werde bereits in der ersten Hälfte des Sommers, wahrscheinlich schon im Juli erfüllt, hieß es aus Regierungskreisen in Berlin. Noch im Juli werde man 17 bis 18 Millionen Erstimpfungen mit einem mRNA-Impfstoff anbieten können. Die Nachfrage sei wahrscheinlich mehr als gedeckt, hieß es weiter.

Stand Dienstagnachmittag haben 44,9 Millionen Deutsche, das sind etwa 54 Prozent, mittlerweile eine Erstimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Bereits mehr als 29,8 Millionen Deutsche, das sind etwa 36 Prozent, sind sogar bereits vollständig geimpft. (mit dpa)

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