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Diese Teilnehmer der Veranstaltung kritisieren, dass die Angehörigen nicht eingeladen worden waren.

© Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa

Zehn Bäume gepflanzt: Zwickau erinnert an NSU-Opfer – Angehörige nicht eingeladen

Nachdem der Gedenkbaum für das NSU-Opfer Enver Şimşek abgesägt wurde, wurde in Zwickau ein neuer Gedenkort eingeweiht. An der Veranstaltung gab es auch Kritik.

Zehn Bäume erinnern seit Sonntag im sächsischen Zwickau an die Mordopfer der Neonazi-Terrorzelle NSU. „Wir zeigen, dass der NSU ein Teil der Zwickauer Geschichte ist“, sagte Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) zur Einweihung des Gedenkortes. Die Bäume und die Gedenktafeln mit den Namen der zehn Opfer seien zugleich ein Zeichen der Hoffnung und eine Mahnung, sich für Demokratie und Toleranz einzusetzen.

Kritik an der Veranstaltung gab es, weil Angehörige der Opfer daran nicht beteilig wurden. „Sie wurden weder in die Planung des Mahmals einbezogen, geschweige denn überhaupt gefragt, was sie davon halten“, teilte der Anwalt von Gamze Kubaşik, der Tochter des NSU-Opfers Mehmet Kubaşik, mit. Sie sei nicht eingeladen oder über die Einweihung informiert worden.

In einer Pressemitteilung, die das Watchblog NSU-Watch twitterte, zitiert der Anwalt Gamze Kubaşik mit diesen Worten: „Ich finde es natürlich gut, wenn an den Mord an meinen Vater erinnert wird und auch die Menschen in Zwickau daran erinnert werden, dass unter ihnen über Jahre hinweg unbehelligt mordende Neonazis des NSU wohnen konnten.“ Als eine „Unverschämtheit“ empfinde sie es jedoch, nicht gefragt, informiert oder eingeladen worden zu sein.

Die Oberbürgermeisterin von Zwickau, Pia Findeiß (SPD), auf der Gedenkveranstaltung für die Opfer des NSU.
Die Oberbürgermeisterin von Zwickau, Pia Findeiß (SPD), auf der Gedenkveranstaltung für die Opfer des NSU.

© Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa

Der NSU hatte jahrelang unerkannt im Untergrund gelebt. Zu der Terrorzelle gehörten Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Zwischen den Jahren 2000 und 2007 töteten sie acht türkischstämmige und einen griechischstämmigen Kleinunternehmer und eine Polizistin. Außerdem wurden sie für zwei Sprengstoffanschläge und diverse Raubüberfälle verantwortlich gemacht.

Anfang Oktober war in Zwickau ein Gedenkbaum für Enver Şimşek, das erste Opfer der Rechtsterroristen, von Unbekannten abgesägt worden. Auch ein ersatzweise aufgestelltes Gedenkzeichen wurde in den Tagen darauf zerstört.

Diese Eiche war am 8. September in Gedenken an Enver Şimşek gepflanzt worden. Am 4. Oktober wurde sie abgesägt.
Diese Eiche war am 8. September in Gedenken an Enver Şimşek gepflanzt worden. Am 4. Oktober wurde sie abgesägt.

© Stadt Zwickau

Die Tat hatte bundesweit für Empörung gesorgt, aber auch eine Welle der Solidarität ausgelöst. Bei der Stadt gingen rund 14.000 Euro an Spenden ein. Es wurden Blumen niedergelegt und Mahnwachen abgehalten.

Auseinandersetzung wegen Kranz der AfD

Während der Einweihung kam es zwischen einigen Teilnehmern und der Polizei zu einer Auseinandersetzung, nachdem eine junge Frau einen niedergelegten Kranz der Zwickauer AfD-Fraktion beschädigt hatte. Einige Beobachter verteidigten die Frau und argumentierten, Blumen von einer Partei, die selbst rechtes Gedankengut verbreite, seien eine weitere Verhöhnung der Opfer. Die Polizei wertete das Geschehen als Sachbeschädigung. Auch daran wurde bei Twitter Kritik geäußert, etwa vom Bündnis „Chemnitz Nazifrei“.

Der Gedenkstein für Habil Kılıç.
Der Gedenkstein für Habil Kılıç.

© Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa

Zudem moniert das Aktionsbündnis „Tribunal NSU-Komplex auflösen“, dass die Namen der Opfer nicht öffentlich verlesen und auf der Gedenktafel „teilweise falsch“ geschrieben wurden. Zu sehen ist auf Fotos, dass etwa der Name Enver Şimşek mit dem deutschen S statt mit Ş auf der Tafel eingraviert wurde.

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Am Montag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an dem Gedenkort erwartet, wo sie Blumen niederlegen will. (TSP/dpa)

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