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In den USA hätte es Schäuble vielleicht gewagt.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Wolfgang Schäuble, Kanzler im Konjunktiv: Der beste Kandidat steht nicht zur Wahl

Wolfgang Schäuble stellt aktuell die entscheidenden Fragen, im Gegensatz zu den Kanzlerkandidaten. Schade, dass Alter in Deutschland kein Vorzug ist. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Immer wieder Wolfgang Schäuble. Der Mann im Joe-Biden-Alter zeigt, was Präsidenten können. Sie wollen noch was erreichen, der US-Präsident und der deutsche Parlamentspräsident. Alter mindert Ambitionen nicht.

Was hierzulande Schäuble erreichen will, ist eine Inhaltedebatte, die relevanter und griffiger ist als die Parteiprogramme (die wegen ihres Umfangs und der Erdenschwere in den Formulierungen ohnehin kaum einer liest).

Der Architekt der deutschen Einheit, Multi-Minister, Fraktionschef, Parteichef, Rekordabgeordnete, jetzt Parlamentspräsident, unter Helmut Kohl Kanzler im Konjunktiv, wird für Baden-Württemberg wieder ins Parlament einziehen.

Der ewige Schäuble; und immer noch, immer wieder stellt er Kanzlerfragen: die nach dem Wert des Lebens; die nach einer Minderheitsregierung als Folge der Wahl am 26. September; die nach der Bundeswehr ohne Parlamentsvorbehalt als Instrument bündnisfähiger(er) Sicherheitspolitik.

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Nebenbei nordet er auch noch wie ein Parteivorsitzender Hans-Georg Maaßen ein, den Ex-Verfassungsschutzchef, den die anderen führenden Christdemokraten zu fürchten scheinen wie der Teufel das Weihwasser.

Schäuble verpasst ihm eine eiskalte Dusche: Wenn er wirklich so klug wäre, wie er denkt, dass er sei, dann müsste er sich nicht so oft korrigieren.

Das ist wirklich mal ein anderes Kaliber als die, die da fürs Kanzleramt kandidieren. Einerlei, dass er im Rollstuhl sitzt. Damit kommt Schäuble seit Jahrzehnten schon zurecht. Und selbst die  Kanzlerin nimmt die Ehrenformation inzwischen im Sitzen ab. Oder: Wer fliegt schon im Stehen.

Trotzdem: Schäuble als Kanzler? Vorbei. Ein dummes Wort, meint Goethe zwar. In diesem Fall aber ein realistisches. Denn Deutschland ist nicht Amerika. Alter ist hier kein Vorzug, es heißt nur, dass man besser früher verzichtet, als Akt vorausschauender Klugheit. So wird Schäuble immer der Kanzler im Konjunktiv bleiben. 

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