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Wohnhäuser in der Rheinsberger Straße in Prenzlauer Berg.

© Jens Kalaene/dpa

Wohnungspolitik in Berlin: Der Senatsplan lässt die Preise noch weiter steigen

Der Senat erschwert die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. Ein richtiger Schritt - der aber auch negative Folgen haben wird. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Latz

Die Pläne haben es in sich: Mit einer neuen Rechtsverordnung will der Berliner Senat die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnung in der gesamten Stadt massiv erschweren. Ein richtiger Schritt - mit großen Folgen für den Berliner Immobilienmarkt.

Wenn mit der Post die Ankündigung hereinflattert, dass die eigenen vier Wände in eine Eigentumswohnung umgewandelt werden, sind bisher viele Mieter in höchstem Maße alarmiert. Ist die Wohnung einmal umgewandelt, kommt es oft genug zu unschönen Situationen: Manchmal wird in der Folge das Haus saniert samt sattem Preisaufschlag, den viele Bewohner nicht stemmen können.

In schlimmeren Fällen werden Mieter bewusst herausgeekelt, um die leeren Wohnungen danach saniert teuer zu verkaufen. Zugegeben: Das sind extreme Beispiele.

Aber spätestens nach dem Ablauf der zehnjährigen Frist droht auch jedem älteren Langzeitmieter in einer Eigentumswohnung der Verlust der eigenen vier Wände, meist auch des angestammten Kiezes, weil dieser längst viel zu teuer geworden ist.

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Die geplante Verordnung dürfte daher all jenen Mietern nützen, die langfristig in ihrer Wohnung bleiben wollen. Zugleich sorgt die Regel dafür, dass das Angebot auf dem angespannten Berliner Mietmarkt nicht noch weiter sinkt. In Berlin wurden in den vergangenen zehn Jahren mehr als 124 000 Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt. Seit 1991 liegt die Zahl bei rund 290 000. Ein großer Teil von ihnen fehlt heute im Mietmarkt und macht insbesondere im Zentrum das begrenzte Angebot noch knapper.

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Jedoch wirft die neue Berliner Regelung, die eine Änderung des Baugesetzbuches auf Bundesebene umsetzt, auch Fragen auf. Insbesondere in den dichtbebauten Altbaukiezen der Innenstadt dürfte es damit künftig keine zusätzlichen Eigentumswohnungen mehr geben. Die große Nachfrage wird die Preise für das knappe Angebot daher umso schneller in die Höhe treiben. Glücklich schätzen können sich neben Mietern daher auch jene, die schon eine Wohnung in Berlin ihr Eigentum nennen. Ihr Besitz dürfte weiter im Wert steigen. Wer hingegen erst zukünftig eine Wohnung kaufen will, guckt in die Röhre.

Stadtrand oder Brandenburg, das ist jetzt die Frage

Das betrifft eher nicht Mieter mit niedrigeren und mittleren Einkommen. Für sie war es in den vergangenen Jahren in den meisten Innenstadtlagen ohnehin schon so gut wie unmöglich geworden, eine Wohnung zu kaufen. Der Kreis der potenziellen Käufer dürfte nun hingegen noch betuchter werden, mit weiteren Folgen für die Kieze.

Zugleich ist die selbstgenutzte Wohnung für viele Menschen auch eine Frage der Vorsorge, damit die unsichere Rente im Alter nicht durch Mietzahlungen aufgefressen wird. Für Millenials, die sich dafür entscheiden wollen, lautet die Frage jetzt endgültig nur noch: Stadtrand oder direkt Brandenburg. Alles andere wird für sie nun noch schneller unbezahlbar.

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