zum Hauptinhalt
In Berlin stehen so wenig Wohnungen leer wie nie.

© dpa

Wohnungsnot und Rot-Rot-Grün: Berlin will gar keinen entspannten Wohnungsmarkt

Rot-Rot-Grün in Berlin gibt vor, die Wohnungsnot zu bekämpfen. In Wirklichkeit aber gibt es gar kein Interesse, dies wirklich zu tun. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ursula Weidenfeld

Pro Jahr 6000 zusätzliche neue Wohnungen – ein solches Versprechen muss in einem Koalitionsvertrag zwischen SPD, Linke und Grünen stehen. Sonst wäre klar, dass man die Sorgen der Bürger um bezahlbaren Wohnraum immer noch nicht verstanden hat. Nur: Ernst gemeint ist die Zusage nicht. Denn Berlin profitiert von seinem angespannten Immobilienmarkt mehr, als dass er ihm schadet. Es soll nur niemand laut sagen. Eine Großstadt mit hohen Immobilienpreisen gilt als attraktive Stadt. Besucher kommen, übernachten, geben Geld aus. Gerne vergleicht man sich in Berlin deshalb mit London und Paris. Dagegen will man auf keinen Fall mit dem kränkelnden ungarischen Debrecen genannt werden. Da wohnt man im Europa-Vergleich der Großstädte am billigsten – es will aber niemand hin.

In teuren Städten dagegen denken Investoren und Umzugswillige: Hier gibt es gute Lebenschancen und Infrastruktur. Sicher gibt es gut bezahlte Arbeitsplätze. Ordentliche Schulen. Gepflegte öffentliche Parks. Radwege. Man braucht nicht viel Phantasie, um zu erkennen, warum Berlin den Einzelnachweis scheut, das pauschale Urteil dagegen sehr nützlich findet.

Baukosten werden nicht gesenkt

Gäbe es ein echtes Interesse, den Wohnungsmarkt zu beruhigen, würden zwei vernünftige Wege längst beschritten: Man würde die Baukosten senken. Zwei Marmorwaschbecken oder ein Kamin haben zwar viel Symbolwert, sind aber ein Schnäppchen, wenn man sie mit den Kosten für die vorgeschriebene Energieeffizienz oder Aufzugsanlage vergleicht. Die Handwaschbecken reguliert man, bei den selbst verursachten Kostentreibern rührt sich nichts. Das zeigt, dass steigende Mieten offensichtlich doch nicht so schlimm sind.

Der zweite Weg wäre ebenfalls besser als ein milliardenschweres Bauprogramm: Viele Wohnungen in Lutherstadt Wittenberg oder Bad Belzig stehen leer, erscheinen im Augenblick aber zu weit weg. Würden sie mit dem Nahverkehr besser und häufiger angebunden, würde sich das sofort ändern. Will Berlin seine Anziehungskraft wirklich mit dem Umland teilen? Offenbar nicht.

Um den Wohnungsmarkt zu entspannen, müsste Berlin über sich hinauswachsen. Daran ist niemand interessiert.

Der Tagesspiegel kooperiert mit dem Umfrageinstitut Civey. Wenn Sie sich registrieren, tragen Sie zu besseren Ergebnissen bei. Mehr Informationen hier.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false