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Politik: Wohin steuert Europa?: Wie Chirac ist auch Schröder nur mit Mühe zum Freund der EU geworden

Selten, so wird auf beiden Seiten des Rheins derzeit beteuert, sind die deutsch-französischen Beziehungen so gut gewesen wie jetzt. Auch wer bezweifelt, dass im Verhältnis zwischen beiden Staaten wirklich alles rund läuft, muss in diesen Tagen ein paar schlagkräftige Gegenbeweise zur Kenntnis nehmen: Beim EU-Gipfel in der vergangenen Woche waren es Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac und Bundeskanzler Gerhard Schröder, die bei ihren EU-Partnern keinen Zweifel darüber aufkommen ließen, dass Paris und Berlin notfalls auch außerhalb der Europäischen Union verstärkt zusammenarbeiten werden.

Selten, so wird auf beiden Seiten des Rheins derzeit beteuert, sind die deutsch-französischen Beziehungen so gut gewesen wie jetzt. Auch wer bezweifelt, dass im Verhältnis zwischen beiden Staaten wirklich alles rund läuft, muss in diesen Tagen ein paar schlagkräftige Gegenbeweise zur Kenntnis nehmen: Beim EU-Gipfel in der vergangenen Woche waren es Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac und Bundeskanzler Gerhard Schröder, die bei ihren EU-Partnern keinen Zweifel darüber aufkommen ließen, dass Paris und Berlin notfalls auch außerhalb der Europäischen Union verstärkt zusammenarbeiten werden. Ein paar Tage später fiel der Startschuss für den Bau des weltgrößten Passagierflugzeuges, des Airbus A3XX, der vor allem in deutsch-französischer Kooperation erfolgen wird. Von "Gerhard und Tony" redet im Moment niemand mehr. Es ist gerade ein gutes Jahr her, dass das Schröder/Blair-Papier für Furore sorgte und anschließend stillschweigend entsorgt wurde. Nun beobachtet die Öffentlichkeit mit großer Aufmerksamkeit die persönliche Chemie zwischen Schröder und Chirac. Frankreichs Staatschef absolviert vor dem offiziellen Teil seines Besuches ein privates Programm mit Schröder in Hannover.

Hat also Schröder endgültig das deutsch-französische Verhältnis als Triebfeder für Europa entdeckt? Angesichts der Meinungsverschiedenheiten im britischen Kabinett - Außenminister Robin Cook will eine rasche Einführung des Euro, Schatzkanzler Gordon Brown möchte abwarten - hat Schröder unter den europäischen Partnern nicht allzu große Wahlmöglichkeiten. Beim nächsten EU-Gipfel in Nizza dürfte sich ein "Europa der zwei Geschwindigkeiten" abzeichnen. Deutschland möchte dort auf der Überholspur dabeisein, und das geht praktisch nur gemeinsam mit Paris.

Wer den Europapolitiker Schröder in den knapp zwei Jahren seiner Amtszeit beobachtet hat, dem fällt die Ähnlichkeit mit Chiracs außenpolitischem Werdegang auf. Der heutige Staatspräsident hatte sich 1992 beim französischen Referendum über den Maastricht-Vertrag nur mit Mühe auf die Seite der Befürworter geschlagen. Heute gilt er als überzeugter Pro-Europäer. Ähnlich Schröder: Nicht nur hatte er vor seiner Wahl zum Bundeskanzler den Euro als eine "kränkelnde Frühgeburt" bezeichnet. Noch vor dem EU-Gipfel im März 1999, der über die mittelfristige Finanzplanung der EU entschied, hatte er sich über die Milliardenbeträge geärgert, die in Brüssel "verbraten" werden. Heute ist das alles Schnee von gestern. Dafür wollen sich Berlin und Paris gemeinsam auf greifbare Ergebnisse in Nizza konzentrieren.

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