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SPD-Kanzlerkandidat Olaf und Kevin Kühnert, SPD-Direktkandidat Tempelhof-Schöneberg, bei Wahlkampfveranstaltung in der Ufa-Fabrik.

© Kay Nietfeld/dpa

„Wir kumpeln nicht miteinander rum“: Scholz und Kühnert bei Wahlkampfauftritt in Tempelhof

Kanzlerkandidat Olaf Scholz und Ex-Juso-Chef Kevin Kühnert bemühen sich, Einigkeit zu zeigen. Gelingt es ihnen?

Es ist ungewohnt, die einstigen Rivalen, Kanzlerkandidat Olaf Scholz und Bundestagsbewerber Kevin Kühnert, in harmonischer Einigkeit auf einer Bühne stehend, zu beobachten. Am Montagabend sollen in der Ufa-Fabrik in Tempelhof-Schöneberg, dem Wahlkreis von Kevin Kühnert, etwaige Zweifel am Burgfrieden der Sozialdemokraten aus dem Weg geräumt werden.

Es läuft schließlich gerade so gut für die Partei. Die SPD liegt zwei Prozentpunkte vor den Grünen – das erste Mal seit einem Jahr. Auch die CDU mit ihrem Umfrageabsturz auf 25 Prozent rückt in greifbare Nähe.

„Wir inszenieren nicht irgendwelche Handshake-Bilder und kumpeln miteinander rum, wo alle Leute wissen, dass man sich sonst spinnefeind ist“, sagt Kühnert gleich zu Beginn der Veranstaltung.

Der 32-Jährige hatte als ehemaliger Juso-Vorsitzender Scholz’ Realpolitik hinlänglich kritisiert. Er stellte sich mit der „NoGroKo“-Kampagne gegen die Koalitionsbemühungen des Vize-Kanzlers und lehnte ihn später als SPD-Vorsitzenden ab. Erst als Scholz im vergangenen November seine Kanzlerkandidatur verkündete, sicherte Kühnert plötzlich zu, ihn fortan zu unterstützen.

Nun sagt Kühnert, während er im großen Veranstaltungszelt in der Ufa-Fabrik steht: „Wir haben da viel Arbeit reingesteckt, dass diese Partei jetzt so geschlossen dasteht, wie ich sie lange nicht erlebt habe.“ Scholz ist noch nicht vor Ort, um das zu bestätigen.

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Als er eintrifft, hält er erstmal eine Wahlkampfrede. Scholz spricht über Afghanistan: Es gehe zunächst darum, Deutsche aus Kabul herauszubringen und auch die Ortskräfte, die den Deutschen geholfen haben. Dann über die Flutkatastrophe im Ahrtal: Klimaschutz, das sei jetzt Wirtschafts- und Industriepolitik. Schließlich über das Impfen: „Leute, überzeugt die anderen!“

Danach kann das Publikum Fragen stellen und die Bewerber antworten abwechselnd, wie beim Pingpong. Das scheint praktisch, weil es so gar nicht groß zu Meinungsverschiedenheiten kommen kann.

Ein Mann will wissen, wie Scholz sicherstellen kann, dass Arbeitgeber ihre Arbeitnehmer bei höherem Mindestlohn nicht entlassen. Scholz antwortet, dass er sich das mal angeguckt habe, in verschiedenen Ländern, in denen zum ersten Mal ein Mindestlohn eingeführt wurde. Zum Beispiel in Großbritannien, wo das 1997 passierte. Das Ergebnis war: Es gab nicht weniger Jobs, die Leute haben nur mehr verdient. In Deutschland sei es bei der Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro genauso gewesen.

Ein Teilnehmerin will wissen, warum Scholz so wenig für Frauen tut

Die kleine Louise hat Kühnert ein Bild gemalt und will wissen, ob er mal in ihrer Schule vorbei kommen könne. Kühnert vertröstet sie: Wohl eher nach dem Wahlkampf, und dann hoffentlich als Bundestagsabgeordneter.

Dann meldet sich eine Frau zu Wort, die eigentlich keine Frage hat, sondern vielmehr einen Appell an Scholz formuliert: „Rede über Frauen und das was sie brauchen.“ Sie verstehe nicht, warum Wählerinnen bei Scholz kaum eine Rolle spielen würden.

Scholz erwidert: „Ich glaube, dass ich hier ganz wahrheitsgemäß berichten kann: längst alles gemacht.“ Das sei für ihn ein ganz zentrales Thema. Er bekräftigt noch mal seinen Vorstoß, dass in seinem Kabinett zur Hälfte Frauen und Männer sitzen werden. Der Applaus ist danach kräftig und das Thema wieder vom Tisch.

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Die letzte Frage, die den beiden aus dem Publikum gestellt wird, lautet: „Was sind eure Kraftriegel?“ Eine tolle Vorlage, um noch mal richtige SPD-Einigkeit zu demonstrieren. „Currywurst“, versichern beide und werfen sich damit für Alt-Kanzler Gerhard Schröder in die Bresche, der vor Kurzem behauptet hatte, die Currywurst sei „der Kraftriegel des Facharbeiters“.

Kühnert kann sogar noch eine Bude am Lichtenrader Damm empfehlen. Da klingt er kurz wie ein echter Arbeiter, der für seine Arbeiterpartei in den Bundestag einziehen will. Scholz lächelt währenddessen ganz milde. Einen Currywurst-Tipp für seinen Wahlkreis in Potsdam spart er sich.

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