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Künftig soll Künstliche Intelligenz amerikanische Soldaten stärken, entlasten, schützen.

© Reuters

Wettrüsten mit Russland und China: Trump-Regierung will Militär mit KI aufrüsten

Die USA sehen sich durch Chinas und Russlands Investitionen in KI im Zugzwang. Trump sorgt sich um die Vormachtstellung des US-Militärs.

Von Markus Lücker

Unmittelbar vor Beginn der Münchner Sicherheitskonferenz am heutigen Donnerstag, hat das amerikanische Militär einen Vorstoß zur stärkeren Auf- und Ausrüstung der US-Truppen mit Künstlicher Intelligenz (KI) gemacht. Wie aus einem am Dienstag in Washington vorgestellten Strategiepapier hervorgeht, soll KI dabei helfen, Tote und Verletzte zu vermeiden. Das US-Verteidigungsministerium sieht sich im Zugzwang. Insbesondere China und Russland würden bereits umfangreich in die militärische Anwendung von KI investieren. Die USA, so die Forderung, sollten zusammen mit ihren Verbündeten und Partnern massiv in KI investieren, um in den Kriegen der Zukunft bestehen zu können.  Im Detail sieht das Papier vor, dass KI unter anderem bei der Aufklärung und Analyse von Bildmaterial angewendet wird. Darüber hinaus sollen die Wartung der Ausrüstung und die Versorgung der Truppen unterstützt werden. Priorität habe aber, die Leistungsfähigkeit der Soldaten zu steigern. So soll die Technik teils kognitive, teils körperliche Aufgaben übernehmen.

Die Neuausrichtung steht im Einklang mit strategischen Überlegungen im Weißen Haus. Erst zu Beginn der Woche hatte US-Präsident Trump eine Anordnung unterschrieben, die den Bereich KI-Entwicklung zur Priorität seiner Regierungspolitik macht. Wörtlich hieß es in der Anordnung, "sämtliche Ressourcen" müssten dafür verwendet werden, die Künstliche Intelligenz voranzubringen. Die USA hätten bereits "enorm" von ihrer internationalen Vorreiterrolle und Führungsposition auf diesem Gebiet profitiert, begründete Trump die neue Direktive. Trotzdem könne das Land nicht tatenlos herumsitzen und davon ausgehen, "dass diese Führungsrolle garantiert" bleibe - dafür entwickle sich die Künstliche Intelligenz weltweit zu rasch weiter. Mitarbeiter Trumps hatten in der Erklärung einige Wege zur weiteren Entwicklung der Künstlichen Intelligenz skizziert, etwa mehr Gelder für die Forschung und ein stärkerer Fokus im Bildungswesen. Nötig sei ein "Aktionsplan", um den Vorsprung der USA in Sachen KI zu sichern, hieß es. Denn das Thema KI sei letztlich entscheidend für "nationale und wirtschaftliche Sicherheitsinteressen" des Landes.

KI könnte Geld sparen helfen

Gesteigerte Leistungsfähigkeit durch KI heißt auch, Trump könnte künftig bei den Mitarbeiterkosten für das Militär sparen. Der Verteidigungsetat hat traditionell einen großen Anteil am Haushalt der Vereinigten Staaten. Im vergangenen Sommer bewilligte Trump ein Budget von 716 Milliarden Dollar für das aktuelle Jahr. KI könnte massiv Arbeitsprozesse automatisieren. Wie eine kürzlich auch im Bericht der Münchner Sicherheitskonferenz zitierte Studie vorrechnete, kann der Computer fast 40 Prozent der Arbeit des uniformierten Personals übernehmen. Das entspräche fast 500.000 Jobs im US-Militär.

Der Konferenz-Bericht sieht stellt fest, dass neben den USA und China auch Kanada, Japan, Deutschland das Vereinigte Königreich zunehmend in KI investieren. 2018 flossen 50 Milliarden Dollar in KI-Unternehmen – doppelt so viel wie im Vorjahr. Auch das US-Verteidigungsministerium gründete bereits im vergangenen Jahr ein Joint Artificial Intelligence Center (JAIC) mit dem Ziel, KI einen größeren Raum zu geben. Das Zentrum soll besonders wichtige Anwendungsbereiche definieren, den Kontakt zu führenden Köpfen pflegen und die technische Ausbildung des Personals verbessern. Weiter soll das JAIC einen Werkzeugkasten zusammenstellen. Zentrumsleiter Jack Shanahan betonte am Dienstag bei der Vorstellung des Papiers: „Einer der wichtigsten Beiträge des JAIC wird es langfristig sein, ein gemeinsames Fundament durch Cloud-Technologie zu entwickeln.“

Langfristig soll die Arbeit mit der künstlichen Intelligenz soweit wie möglich dezentralisiert werden. Das Ministerium spricht davon, den Zugang zu demokratisieren. „Eine der größten Stärken des US-Militärs ist der innovative Charakter unserer Streitkräfte“, schreibt das Verteidigungsministerium. Es sei wahrscheinlich, dass die Anwendung mit der größten Wirkung von den Nutzern selbst entwickelt würden. Die Grundlagen sollen dadurch geschaffen werden, dass bereits bestehende Arbeitsprozesse zunehmenden digitalisiert und damit zugänglicher für KI-Anwendungen gemacht werden.

Wie das aussehen könnte? An Universitäten will das Ministerium in langfristige Projekte investieren. Die Partnerschaften mit der US-Industrie sollen ausgebaut werden, so dass im zivilen Anwendungsbereich führende Unternehmen an die Interessen des Militärs herangeführt werden. Die Streitkräfte wollen den Austausch mit Verbündeten stärken, aber auch die Open Source-Community einbeziehen. Daten, Forschungsergebnisse und Technologien würden der Community zur Verfügung gestellt. Das Militär bewertet die Szene als einen lebhaften globalen Inkubator für einflussreiche Ideen.

Für Fragen der Ethik wollen die USA sich international austauschen. Gerade dieser Bereich dürfte von großer Bedeutung sein, wenn es um die gesellschaftliche Akzeptanz der neuen Technologien geht. Auch der Bericht der Münchner Sicherheitskonferenz mahnte an, dass mit der Verbreitung der Technik auch internationale Grenzen für künstliche Intelligenz debattiert werden müssen. 

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