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CSU-Chef Horst Seehofer.

© dpa

Wenn die CSU bundesweit anträte...: Jenseits von Bayern

Viele AfD-Wähler außerhalb Bayerns sähen es gern, wenn die CSU bundesweit anträte. Was heißt das für die Partei Horst Seehofers? Eine Glosse.

Eine Glosse von Albert Funk

Zu den Erkenntnissen nach den drei Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt, die im ganzen Nachwahltrubel in der vergangenen Woche etwas untergegangen sind, gehört die, dass sehr viele AfD-Wähler die CSU mögen. Es ist vielleicht keine ganz überraschende Nachricht, aber die Zahlen von Infratest dimap seien noch einmal genannt: 57 Prozent der AfD-Wähler in Sachsen-Anhalt fänden es gut, wenn sie in ihrem Land CSU wählen könnten, in Baden-Württemberg sind es 61 Prozent und in Rheinland-Pfalz fast drei Viertel. Möglicherweise hat Horst Seehofer dieses Potenzial im Auge gehabt, als er jetzt anmerkte, es müsse nicht ewig so sein, dass die CSU nur in Bayern bei Wahlen antritt.

In der CDU hat Seehofer schon davor nicht mehr viele Freunde gehabt, kaum einer mag ihn da mehr. „Schwesterpartei“ wird mit spitzer Zunge ausgesprochen. Manche Christdemokraten sind mittlerweile sicher, dass erst Seehofers monatelanger Kampf gegen die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel die AfD wirklich stark gemacht hat. Wenn es so war: Welche Absicht mag wohl dahintergesteckt haben? Wo doch die CSU immer betont, dass sie weiter rechts niemals nichts zulassen will.

Welche Partei will Seehofer?

Nimmt man die Umfrageergebnisse von Infratest, tun sich da Fragen auf. Denn wenn offenkundig viele AfD-Wähler zwischen ihrer Partei und der CSU keinen großen Unterschied sehen – was ist dann die CSU? Die Partei, vor deren Erstarken Seehofer immer gewarnt hat? Träte die CSU wirklich bundesweit an, entstünde damit nicht, dank vieler AfD-Wähler, rechts von der CSU die Partei, die rechts von der CSU nicht entstehen soll?

In München dürfte die Erinnerung an das letzte Liebäugeln mit dem Ausdehnen noch nicht ganz verflogen sein. Das war, als im Osten 1990 die Deutsche Soziale Union auftauchte, eine Mischung aus traditionellem Konservatismus, raubauzigem Rechtspopulismus und einer etwas unangenehmen Bodenständigkeit. Die CSU spielte Aufbauhelferin, einige in der Parteiführung hielten große Stücke auf die Partei (deren Kopf ein gewisser Peter-Michael Diestel war). Mit ihr sollte getestet werden, wie weit man außerhalb Bayerns gehen konnte. CSU-Chef Theo Waigel war Ehrenvorsitzender der DSU. Die Sache war dann aber ein Flop – nach einer pampigen Intervention von Helmut Kohl brach die CSU das Unternehmen Ostausdehnung kleinlaut ab. Zumal die DSU nichts hermachte und bei den Landtags- und Bundestagswahlen 1990 kläglich unterging.

Die AfD ist zweifellos eine andere Nummer, jedenfalls für den Moment. Gar nicht auszudenken, was nach einer Ausdehnung bei künftigen CSU-Parteitagen passieren könnte. Es ist ein schlechter Traum. Sachsen säßen im Parteitagspräsidium. Rheinländer hätten Rederecht. Und Berliner. Die möglicherweise, wie jetzt viele AfD-Anhänger, nicht verstanden haben, dass die CSU zwar öfter rechts blinkt, auch mal rechts ranfährt, aber nie rechts abbiegt. Und wenn dann die bayerische Parteitagsminderheit irgendwann merkt, dass man einst als Regionalpartei doch auch ganz gut beisammen war – spätestens dann würden sie sagen, der Seehofer hätte damals nicht versuchen sollen, den Strauß zu toppen.

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