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In einer U-Bahnstation der südostchinesischen Stadt Fuzhou werden Bilder von Medizinern gezeigt, die in der vom Virus am stärksten betroffenen Stadt Wuhan geholfen haben.

© AFP

Weniger Coronavirus-Einschränkungen: Wie sich China und Südkorea für die Zeit nach dem Ausnahmezustand rüsten

China und Südkorea haben das Gröbste in der Coronavirus-Epidemie wohl hinter sich. Nun müssen sie das richtige Maß an Einschränkungen finden.

Die chinesische Regierung erklärte in den vergangenen Tagen vielfach, dass es nach offiziell gut 80.000 Infektionen im eigenen Land – abgesehen von importierten Fällen – keine neuen Ansteckungen mehr gebe. Dies kann bezweifelt werden: Nach einem Medienbericht über vertrauliche Regierungsunterlangen sollen chinesische Behörden bislang insgesamt ein Drittel aller bekannten Infektionen nicht publik gemacht haben, auch in Wuhan soll es weiterhin neue Fälle geben.

Doch klar ist: China und Südkorea haben in Bezug auf die Ausbrüche von Covid-19 wohl das Gröbste hinter sich. Nun stehen sie vor der schwierigen Frage, wie in den nächsten Monaten die richtige Balance zwischen Einschränkungen beim öffentlichen Leben und neuen Ausbrüchen gefunden werden soll.

Hintergrund über das Coronavirus:

In Peking hatte am Montag eine Arbeitsgruppe unter Führung von Premier Li Keqiang erklärt, die Entscheidungsträger müssten „bei nüchternem Verstand bleiben und dürfen sich keinerlei Selbstzufriedenheit leisten“. Die Eindämmung der Epidemie in China bleibe „durch die globale Ausbreitung der Pandemie“ komplex und herausfordernd.

Das Land will Straßenwege zwischen ländlichen und städtischen Gegenden wieder öffnen und die Logistik im Lande wieder voll herstellen, während gleichzeitig ausreichende Pandemie-Vorbeugungsmechanismen aufgebaut werden. Auch im Epizentrum von Covid-19 lockern sich die Regeln: Haushalte in Wuhan dürfen nach Monaten in strenger Quarantäne nun täglich eine gesunde Person zum Einkaufen auf die Straße schicken, mit Passierschein oder digitalem Äquivalent.

Die Provinz Hubei sollen sie nach dem 8. April verlassen dürfen, Bewohner anderer Städte dürfen dies bereits seit diesem Mittwoch. Immer mehr Unternehmen nehmen in China wieder ihren Betrieb auf – und Schulen öffnen, die bislang großteils geschlossen waren.

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Doch Covid-19 wird das Leben der Bevölkerung noch lange prägen. Schon im Februar veröffentlichte Richtlinien zur gestaffelten Wiederaufnahme der Arbeit von Firmen sehen vor, dass alle Arbeitseinheiten auf effiziente Weise die Bewegung ihrer Arbeiter erfassen sollen – wie das Betreten und Verlassen von Arbeitsplatz und Unterkunft. Hierbei wird die Körpertemperatur gemessen und der Gesundheitszustand der Angestellten täglich zusammengefasst an die lokale Seuchenschutzabteilung gemeldet.

Arbeitsräume, Sanitäranlagen oder Aufzüge sollen regelmäßig desinfiziert und kollektive Aktivitäten reduziert werden: Vor Aufzügen oder Treppen sollen in ausreichendem Abstand Schlangen gebildet werden, Raucher sollen nicht miteinander sprechen. In Kantinen – die auf Schichtbetrieb umstellen – sollen Angestellte sich nicht gegenübersitzen und beim Essen nicht miteinander reden.

Meetings sollten möglichst online stattfinden, ansonsten kurzgehalten werden. Firmen sollen ihre Angestellten im Bereich Seuchenschutz schulen – die für jede Arbeitseinheit verantwortliche Person ist auch zuständiger Ansprechpartner für Prävention und Kontrolle von Ausbrüchen.

Südkorea hat die Datenschutzstandards abgesenkt

Um sicherzustellen, dass trotz der täglich über 100 000 Einreisen möglichst wenige Fälle nach China zurückimportiert werden, gelten gleichfalls strenge Regeln: Alle Personen, die aus Übersee anreisen, werden einem Labortest unterzogen und müssen zwei Wochen in Quarantäne. Flüge zum internationalen Flughafen in Peking werden zu anderen Flughäfen umgeleitet, wo der Gesundheitszustand der Reisenden überprüft wird – bei Symptomen oder Verdachtsfällen dürfen sie nicht nach Peking weiterreisen.

Bei Falschaussagen zum Gesundheitszustand drohen ihnen bis zu drei Jahre Haft. Unklar bleibt, ob die Strategie aufgehen wird. Experten der WHO wollten nach einer Reise nach China im Abschlussbericht eine zu erwartende „zweite Welle“ erwähnen – die chinesische Seite setzte sich damit durch, diesen Begriff nicht aufzunehmen. Stattdessen ist nur von möglichen lokalen Ausbrüchen die Rede.

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Auch Südkorea bereitet sich derzeit auf die Zeit nach dem ersten großen Ausbruch vor, bei dem rund 9000 bestätigte Infektionen registriert wurden. In den vergangenen Tagen verzeichneten die Behörden im Mittel nur jeweils einige Dutzend Fälle. Wie China hat das Land eine umfassende Strategie zum Testen, Isolieren sowie Auffinden von Kontaktpersonen umgesetzt – ohne allerdings wie Peking mehr als jeden zweiten Staatsbürger in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken.

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Das öffentliche Leben blieb bis auf wenige Orte weitgehend uneingeschränkt, Einwohner wurden dazu aufgerufen, freiwillig nicht in Bars oder Kinos zu gehen und von zu Hause aus zu arbeiten. Schulen sollen in Südkorea in anderthalb Wochen wieder öffnen.

Schon bei der bisherigen Bekämpfung des Ausbruchs hat das Land Datenschutzstandards abgesenkt, damit Behörden Kreditkartenzahlungen, Mobiltelefone und Überwachungskameras nutzen können, Kontakte von infizierten Personen nachzuverfolgen. In den am stärksten betroffenen Regionen soll zweimal täglich die Körpertemperatur von Arbeitern gemessen werden – Angestellte mit Symptomen sollen nicht arbeiten, ohne dass ihnen hierdurch ein finanzieller Nachteil entsteht.

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