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Tareq Alaows wollte für die Grünen in den Bundestag. Nun zieht er seine Kandidatur zurück.

© promo

Wegen Bedrohung und Rassismus-Erfahrung: Grünen-Politiker zieht Kandidatur für den Bundestag zurück

Er wollte die Stimme aller Geflüchteten sein, nun zieht Tareq Alaows seine Bundestags-Kandidatur zurück. Das Risiko für ihn und sein Umfeld sei zu groß.

Tareq Alaows wollte der erste Geflüchtete aus Syrien sein, der in den Bundestag einzieht. Er wollte allen Verfolgten und Geflüchteten in Deutschland eine Stimme geben.

Vor wenigen Wochen sagte der 31-Jährige noch im Tagesspiegel: „Mit mir im Bundestag würde es nicht mehr nur heißen ,dem deutschen Volke’, sondern: für alle Menschen in Deutschland!“ Doch nicht einmal zwei Monate später zieht Alaows seine Kandidatur für die Grünen im Wahlkreis Oberhausen-Dinslaken zurück.

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“Die hohe Bedrohungslage für mich und vor allem für mir nahestehende Menschen ist der wichtigste Grund für die Rücknahme meiner Kandidatur", schreibt Alaows in einem Begründungsschreiben. Zuerst hatte die "Welt" darüber berichtet. Konkreter wurde er darin nicht.

Weiter schreibt der studierte Jurist, er habe "massive Rassismuserfahrungen" gemacht, die ihn "erschreckt" hätten. "In unserer Gesellschaft mangelt es leider an diskriminierungsfreien Räumen in allen Bereichen des Lebens. Es ist an uns allen, dies konkret in unserem Umfeld anzugehen und zu verändern."

Führende Grüne solidarisieren sich

Die Grünen in Oberhausen und Dinslaken bedauerten die Entscheidung von Alaows: “Wir hätten uns gewünscht, weiterhin mit Herrn Alaows als unseren Bundestagskandidaten für eine humane Asyl- und Migrationspolitik streiten zu können. Leider ist dies aufgrund der angespannten Sicherheitslage nicht mehr möglich", teilte der Kreisverband mit.

Auch im Netz solidarisierten sich rasch führende Grüne mit Alaows. "Traurig, aber volles Verständnis für die Entscheidung von @Tareq_Alaows", schrieb der langjährige Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir bei Twitter. Er könne nur allzu gut verstehen, was es heiße, wenn man im Umfeld rassistisch bedroht werde. "Meine Wut schmälert das nicht & ich kann allen Rassisten keine Entwarnung geben, denn wir machen weiter!", so Özdemir.

Auch Außenminister Heiko Mass solidarisierte sich bei Twitter. "Es ist erbärmlich für unsere Demokratie, dass dies an Bedrohungen & Rassismus scheitert", schrieb der SPD-Politiker.

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2015 floh Tareq Alaows vor dem Bürgerkrieg in Syrien. Zwei Monate war er über die Balkanroute unterwegs, ehe er in Bochum in einer Turnhalle unterkam. Die aus seiner Sicht menschenunwürdigen Bedingungen veranlassten ihn und einige geflüchtete Mitstreiter dazu, einen Streik zu organisieren.

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Nebenher bot Alaows, der inzwischen in Berlin lebt, rechtliche Beratung für Geflüchtete an. 2018 gründete er zudem das Bündnis "Seebrücke" mit, das sich für die Seenotrettung von Geflüchteten im Mittelmeer einsetzt.

Zu seiner Kandidatur sagte Alaows vor wenigen Wochen im Tagesspiegel: „Ich will die Stimme aller Geflüchteten sein.“ Nun wollen sich der 31-Jährige und sein privates Umfeld für einige Zeit aus der Öffentlichkeit zurückziehen.

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