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Früher Partner als Musiker, nun für ein Lied im Auswärtigen Amt wieder vereint: Walter Lindner , scheidender Staatssekretär, und der Kenianer Eric Wainaina.

© Christoph Soeder/dpa

Wechsel im Auswärtigen Amt: Hartnäckige Diplomatin folgt auf Musiker

"Ohne die Musik hätte ich den Diplomatenjob nie ausgehalten", gestand der Staatssekretär, bevor er sich an den Flügel setzte. Ein denkwürdiger Abschied.

Von Hans Monath

Der Weltsaal des Auswärtigen Amtes (AA) hat schon viel gesehen, aber der Auftritt von Eric Wainaina war für den holzgetäfelten, noblen Raum am Freitagvormittag dann doch eine Premiere. Vor hunderten von Diplomaten und Botschaftern sang Eric Wainaina, der bekanntesten kenianische Musiker, sein Lied „Daima Mimi Mkenya“ („Lasst uns alle Kenianer sein“) - eine Hymne auf die Einheit des Landes, die 2007 im Bürgerkrieg verfeindete Gruppen wieder zusammenbringen sollte. Am Flügel begleitete ihn Staatssekretär Walter Lindner, der sich und seinen Gästen damit ein anrührendes Abschiedsgeschenk machte.

Der Diplomat mit dem charakteristischen Pferdeschwanz nämlich geht als Botschafter nach Neu Delhi, wo er, wie auf allen seiner diplomatischen Auslandsstationen, wieder Musiker verschiedener Kulturen zusammenbringen wird. In seiner Zeit in Nairobi (2006 bis 2009) hatte er mit Wainaina zusammen Musik gemacht, dessen Lied, so Lindner, damals dazu beitrug, dass sich weniger Menschen am Bürgerkrieg beteiligten und weniger Menschen starben. „Ich bin im Auswärtigen Amt, weil ich gerne im Ausland bin“, sagte der Jurist: „Sonst wäre ich ins Innenministerium gegangen.“

Der scheidende Staatssekretär, der in seiner langen Karriere unter anderem Pressesprecher des damaligen Außenministers Joschka Fischers, Krisenbeauftragter und Sonderbeauftragter für die Ebola–Krise war, gab seinen Mitdiplomaten den Rat, es sei wichtig, „noch etwas anderes zu haben, wofür man brennt“. Er selbst spielt viele Instrumente. „Ohne Musik hätte ich den Diplomatenjob nie ausgehalten“, gestand er. Seiner Nachfolgerin, der bisherigen Politischen Direktorin Antje Leendertse, die früher unter Fischer ebenfalls in der Presseabteilung gearbeitet hatte, machte Lindner Mut: „Wer Joschka Fischer jahrelang überlebt, der schafft auch den Staatssekretärs-Posten.“ Der selbst eher unkonventionelle Diplomat rief den Diplomaten-Kollegen zu: „Bleibt unkonventionell, bleibt bunt!“.

Außenminister Heiko Maas (SPD) lobte, Lindners Nachfolgerin sei „unprätentiös“, „wirklich unverwüstlich hartnäckig, nicht nur gegenüber anderen, sondern auch mir gegenüber“ sowie „eine Art lebendes Diplopedia“, also jederzeit informiert über samtliche Details internationaler Politik. Leendertse ist nach Emily Haber (2011 bis 2013) die zweite Staatssekretärin im AA. Sehr viele Kolleginnen hätten ihr Glückwünsche zur neuen Aufgabe geschickt, erklärte die Spitzendiplomatin. Es sei ihr ein Anliegen, "dass wir unseren Dienst im Innen so stark und so zeitgemäß aufstellen, wie irgend möglich", sagte sie: "Bei uns sollten sich noch mehr als bisher gute Ideen durchsetzen können, ohne durch falsche Prioritätensetzung, unnötige Bürokratie oder unzureichende finanzielle oder technische Ausrüstung gebremst zu werden." Zudem müssen die deutsche Außenpolitik "zuhause erklären können, welche neuen Anforderungen die Welt da draußen auch an unser Handeln im Inneren stellt." Zum Schluss wünschte die neue Staatssekretärin ihrem Vorgänger eine "glückliche Reinkarnation als Botschafter in Neu Delhi".

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