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Vom Westen und von Kanzler Olaf Scholz (rechts) umworben: Joko Widodo, Präsident von Indonesien, das die Präsidentschaft der G20 innehat.

© Sven Hoppe/dpa

Was will Indonesien?: Die Mission von Präsident Widodo

Der Präsident des Inselstaats vermittelt in Kiew und Moskau, während der Westen ihn an sich binden will. Seine Einladung an Putin steht.

Von Hans Monath

Für manche schien es schon der Beweis zu sein, dass das Werben der wichtigsten demokratischen Industriestaaten um Schwellen- und Entwicklungsländer auf dem G7-Gipfel eine positive Wirkung hatte: Russlands Präsident Waldimir Putin werde nicht persönlich zum Gipfel der G20-Gruppe im Herbst auf die indonesische Insel Bali kommen, verkündete nach dem Treffen in Elmau Italiens Ministerpräsident Mario Draghi.

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Dies habe ihm der indonesische Präsident Joko Widodo als Gastgeber des G20-Treffens klar gesagt, berichtete Draghi am Dienstag. „Widodo schließt dies aus und war da kategorisch. Er (Putin) wird nicht kommen.“

Indonesien gehört zu den Schwellenländer, welche die G7 nun unter anderem mit einem 600 Milliarden Dollar schweren globalen Paket zum Ausbau der Infrastruktur umwerben. Aber das mit 274 Millionen Einwohnern größte vorwiegend muslimisch geprägte Land denkt anders als der Westen nicht daran, Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zu verurteilen.

Vielmehr lud Widodo Putin ausdrücklich zum Gipfel der G20 in Bali ein. Die G20 sind der Zusammenschluss der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, die G7 ein Teil von ihr.

Damit brachte der indonesische Präsident die westlichen Staatschefs in Verlegenheit, denn für sie ist Putin ein Kriegsverbrecher, mit dem sie sich wohl nur ungern fotografieren lassen würden. Andererseits haben wichtige westliche Länder kein Interesse daran, die G20-Gruppe durch eine Nichtteilnahme funktionsunfähig zu machen und die Bühne nur Putin zu überlassen. Dies erklärten in Elmau sowohl Kanzler Olaf Scholz als auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Draghi verwies aber auch darauf, dass Putin möglicherweise per Videoschalte am G20-Gipfel beteiligt werde. „Wir werden sehen, was passieren wird“, sagte Draghi. Moskau reagierte sofort. „Nun, das bestimmt nicht Draghi. Die Einladung ist eingetroffen und wir haben positiv reagiert“, erklärte Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow der Nachrichtenagentur Interfax.

Experten für internationale Politik warnen vor falschen Erwartungen. „Egal was Widodo angeblich gegenüber Draghi gesagt hat: Wir müssen damit rechnen, dass Putin beim G20-Treffen dabei sein wird, ob persönlich oder in Zuschaltung“, sagte etwa der Gründungsdirektor des Thinktanks Global Public Policy Institute (GPPI), Thorsten Benner, dem Tagesspiegel.

Der Westen müsse sich „darauf vorbereiten, unsere Punkte zu machen, wie der Bundeskanzler nach dem G7-Gipfel auch betont hat“. Denn der Gastgeber Indonesien werde Putin nicht ausladen und auch nicht in einen klaren Anti-Putin-Kurs einschwenken.

Dass sich der Gast aus Indonesien nun zu einer Friedensmission sowohl nach Kiew wie nach Moskau aufmacht, bewertet der Thinktank-Chef positiv: „Es ist ein Fortschritt, dass der indonesische Präsident auch nach Kiew reist und auch Wolodymyr Zelenskyj eingeladen hat, als Gast zum G20-Treffen zu sprechen. Und es wäre ein Eigentor der G7, wenn sie nicht vollzählig ihr Gewicht in die G20-Waagschale wirft in Indonesien, ganz gleich, ob Putin teilnimmt.“

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Widodo war am Mittwoch in Kiew eingetroffen. Am Nachmittag war ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj geplant. Er werde an Selenskyj appellieren, Friedensgesprächen zuzustimmen, hatte Widodo zuvor gesagt. Am Donnerstag will der Präsident Indonesiens nach Russland zu einem Treffen mit Putin reisen und diesen auffordern, den Krieg zu beenden, um eine weltweite Nahrungsmittelkrise abzuwenden. 

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