zum Hauptinhalt
Eine Schülerin macht einen Corona-Schnelltest im Klassenzimmer.

© Guido Kirchner/dpa

Was passiert, wenn sich ein Schüler infiziert?: Debatte um Quarantäne an Schulen – so macht es das Ausland

Das Schuljahr soll für alle Kinder möglichst normal stattfinden. Darin sind sich alle einig. Streit gibt es aber aktuell um Quarantäneregeln für Schüler.

In fast allen Bundesländern (bis auf Bayern und Baden-Württemberg) sind die Sommerferien inzwischen vorbei und ein neues Schuljahr hat begonnen. Ein weiteres unter Corona-Bedingungen.

Inzwischen steigt zwar die Impfquote der 12 bis 17-Jährigen (rund 34 Prozent sind erstgeimpft), doch die Sieben-Tage-Inzidenz bleibt in der Altersgruppe hoch (laut RKI Wochenbericht liegt sie bei 170 für die 10 bis 19-Jährigen). "Die vierte Welle nimmt insbesondere durch Infektionen innerhalb der jungen erwachsenen Bevölkerung weiter an Fahrt auf", schreibt das Robert Koch-Institut.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Schule soll trotzdem stattfinden - und das am besten für alle in Präsenz. Was aber passiert, wenn sich ein Schüler mit Corona infiziert? Geht dann die gesamte Klasse in Quarantäne oder nur die Sitznachbarn?

Über diese Frage streiten aktuell die Bundesländer. Denn bislang gibt es jeweils höchst unterschiedliche Vorgaben, sollte sich in einer Klasse ein infizierter Schüler finden.

Abhilfe soll ein für Montag einberufenes Treffen der Gesundheitsminister schaffen. Dabei sollen in Sachen Quarantäne bei Corona-Infektionen an Schulen „möglichst einheitliche Regeln“ gefunden werden, betont der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Auch Kanzleramtsminister Helge Braun ist für eine Vereinheitlichung und Verkürzung der Quarantänemaßnahmen bei Corona-Fällen an Schulen. „Ich wünsche mir eine einheitliche Regelung, die sich eng an dem orientiert, was wir in der Ministerpräsidentenkonferenz schon mal beschlossen haben, nämlich fünf Tage plus dann Freitestmöglichkeit“, sagte der CDU-Politiker am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) fordert ebenso einheitliche Regelungen wie der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Und auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) rief die Länder dazu auf, sich auf eine „klare Linie“ zu verständigen.

Karliczek will Quarantäne verkürzen

Zu Zurückhaltung bei der Quarantäne rief der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes auf. „Wenn eine gute Lüftung im Klassenzimmer gewährleistet ist, wenn vielleicht sogar eine Raumluftfilteranlage drin ist, dann muss man nicht die Kinder einer ganzen Klasse in Quarantäne schicken“, sagte Heinz-Peter Meidinger im RND-Podcast „Die Schulstunde“. „Dann kann man sich auch auf die unmittelbaren Banknachbarn konzentrieren.“ Eine Rolle spiele auch, ob es eine Maskenpflicht gebe. Geimpfte Kinder müsse man nicht in Quarantäne schicken.

Lohnt sich dabei für die Gesundheitsminister vielleicht ein Blick ins Ausland? In Großbritannien sollen die Schüler sich zwei Mal pro Woche zuhause testen. Wird ein Kind positiv auf das Virus getestet, so muss es zehn Tage in Quarantäne. Nur Mitschüler mit engem Kontakt zu der Personen müssen einen PCR-Test machen.

Sofern das Ergebnis negativ ist, müssen sie sich nicht in Quarantäne begeben. So soll verhindert werden, dass ganze Klassen erneut in Quarantäne gehen müssen und wieder Unterricht ausfällt.

Hohe Impfquote bei Jugendlichen in Frankreich

In Frankreich unterteilt man in Grundschüler und Schüler weiterführender Schulen. Da in Grundschulen Kinder noch nicht geimpft sind, muss sich die gesamte Klasse in Quarantäne begeben, sobald es einen positiven Fall gibt, und zwar sieben Tage lang. An weiterführenden Schulen muss nur in Quarantäne, wer nicht geimpft ist. So hofft man auch unter Schülern die Impfrate steigern zu können.

Inzwischen sind hier 48 Prozent der Jugendlichen geimpft. Vom 30. September an müssen auch Jugendliche ab 12 Jahren für den Besuch vieler Einrichtungen einen Gesundheitspass zum Nachweis von Impfung, Test oder Genesung vorlegen.

In Dänemark wiederum geht nur in Quarantäne, wer direkten Körperkontakt mit der infizierten Person hatte oder sich 15 Minuten neben ihm aufgehalten hat. Der Erkrankte muss dann sieben bis zehn Tage in Isolation, der Kontakt etwas weniger. Unter-12-Jährige sollen sich grundsätzlich häufig testen, weil es für sie noch keine Impfung gibt.

Insgesamt ist das skandinavische Land beim Thema Impfen aber weit fortgeschritten. In Dänemark sind rund 72 Prozent der 5,8 Millionen Einwohner gegen das Coronavirus geimpft. Die Pflicht zum Tragen einer Maske in öffentlichen Verkehrsmitteln wurde schon Mitte August abgeschafft. Am 10. September sollen alle Corona-Einschränkungen wegfallen. (mit dpa)

Zur Startseite