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Bundespressekonferenz zur Corona-Lage im Sommer.

© Jürgen Heinrich/imago

Was kommt im nächsten Corona-Herbst auf uns zu?: Verschärfung der Maskenpflicht bereits in Vorbereitung

Die meisten Corona-Vorgaben sind weg, die Infektionen steigen. Die neue Variante ist besonders ansteckend. Was heißt das für die Bürger und den Corona-Kurs?

Im Sommer hat Corona Pause. Die Binse, die sich in den vergangen Jahren mit dem Virus eingeschlichen hatte, gilt inzwischen als überholt. Durchatmen und unbeschwert die warme Jahreszeit genießen, das war einmal. Stattdessen heißt es jetzt: Sommerwelle.

Dass es reihenweise coronabedingte Absagen hagelt, ist wieder Alltag geworden, in vielen Betrieben drohen die Ausfälle in Kombination mit den nahenden Sommerferien zum Problem zu werden.

Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner liegt derzeit bei 427,8. Zwar ist das schon ein Rückgang von 480, dieser dürfte jedoch allein auf den Feiertag am Donnerstag in mehreren bevölkerungsreichen Bundesländern zurückzuführen sein, an dem weniger getestet wurde. Registriert wurden 28.118 Neuinfektionen und 19 weitere Todesfälle.

Dass das Virus sich wieder auf dem Vormarsch befindet, ist vermutlich vor allem darauf zurückzuführen, dass die Schutzmaßnahmen weitestgehend außer Kraft gesetzt worden sind und Zusammenkünfte erstmals wieder so stattfinden, wie vor dem Februar 2020.

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Eine Maskenpflicht gilt derzeit nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln, medizinischen Einrichtungen und Pflegeheimen. Außerdem verbreitet sich der neue Subtyp BA.5 schneller als andere Varianten. Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist er mittlerweile offenbar die vorherrschende Variante bei den Corona-Infektionen in Deutschland.

BA.5 inzwischen offenbar vorherrschende Variante

Anfang Juni habe der Anteil noch bei 24 Prozent gelegen, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade am Freitag in Berlin. „Inzwischen ist er wahrscheinlich schon die dominierende Sublinie.“ In dem am Donnerstag veröffentlichten Wochenbericht des RKI hatte es geheißen, der Anteil der BA.5-Infektionen habe zuletzt bei 23,7 Prozent gelegen.

Dies ist binnen einer Woche mehr als eine Verdoppelung. In der Vorwoche hatte der Anteil nach aktualisierten Daten 11,5 Prozent betragen. Es handele sich um eine „Escape“-Variante, erklärte Schaade. Das bedeutetet, dass der vorhandene Immunschutz des Körpers umgangen werden kann. Wer sich bereits mit einem anderen Omikron-Subtyp infiziert habe, könne sich also erneut anstecken. Es gebe aber auch eine gute Nachricht: Hinweise darauf, dass BA.5 zu schwereren Erkrankungen führe als die anderen Omikron-Varianten, seien derzeit nicht bekannt.

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Dennoch: Daran, dass spätestens im Herbst wieder ein bunter Strauß an Coronamaßnahmen auf Deutschland zukommt, dürfte bei der aktuellen Lage kein Weg mehr vorbeiführen.

So will die „Welt am Sonntag“ aus Regierungskreisen vernommen haben, dass die Bundesregierung ab Herbst die Einführung einer „O-bis-O-Regelung“, also eine generelle Maskenpflicht von Oktober bis Ostern in Innenräumen, erwäge. Der Begriff kommt aus dem Straßenverkehr und bezieht sich auf die Empfehlung an Autofahrer,von Oktober bis Ostern Winterreifen aufzuziehen.

Verschärfung der Maskenpflicht bereits in Planung

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bestätigte dies nicht, erklärte jedoch am Freitag in Berlin, dass eine Verschärfung der Maskenpflicht bereits vorbereitet werde. In Bezug auf die „O-bis-O-Regelung“ sagte der Mediziner „Es ist klar, dass wir mehr brauchen als Sommerreifen.“ Er bat die Bevölkerung außerdem angesichts der hohen Infektionszahlen, schon jetzt in geschlossenen Räumen Maske zu tragen.

Auch strengere Maßnahmen in Pflegeheimen seien für den Herbst und den Winter geplant. Laut Lauterbach werde es künftig in jeder Einrichtung eine verantwortliche Fachkraft geben müssen, die für die Umsetzung des Hygienekonzepts und die Schließung der Impflücken zuständig sei- auch hinsichtlich der zweiten Auffrischungsimpfung. Einen Anlass zur Panik sieht Lauterbach in der Sommerwelle nicht.

„Der Schutz, den man sich selbst geben kann, reicht aus“, sagte Lauterbach mit Blick auf die kommenden drei Monate. Vorziehen, wie es etwa der Deutsche Städtetag fordert, will er die Corona-Maßnahmen nicht, die Novelle des Infektionsschutzgesetzes soll wie geplant erst nach der Sommerpause beschlossen werden.

Die gegenwärtigen Regeln laufen zum 23. September aus. Karl Lauterbach zeigte sich zuversichtlich, dass im Herbst neue, auf die Omikron-Varianten abgestimmte Impfstoffe zur Verfügung stehen werden. Einen neuen Anlauf für eine Impfpflicht werde es nicht geben.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen zeigte sich im Gespräch mit dem Tagesspiegel deutlich alarmierter. Das dynamische Infektionsgeschehen mache deutlich, dass es nicht angezeigt sei, jetzt die Hände in den Schoss zu legen, sondern die Ärmel hochzukrempeln und sich auf den Herbst vorzubereiten. „Mit der neuen Variante BA.5 besteht nicht nur erneut die Gefahr einer weiteren Infektion, vor allem für ältere Menschen besteht leider auch weiterhin die Gefahr eines schweren Verlaufs, gerade dann wenn die letzte Impfung bereits längere Zeit zurück liegt.

„Jetzt ist es nicht angezeigt, die Hände in den Schoss zu legen“

Das macht sich bereits heute an den erneut steigenden Zahlen auf den Intensivstationen bemerkbar.“ Dahmen hält eine breite Auffrischungs-Impfkampagne für nötig. Angesichts der nachlassenden Impfwirkung, sei es sinnvoll, die Empfehlung zur zur zweiten Impfauffrischung, die sich bislang nur an Menschen über 70 richtet, zu überprüfen und anzupassen.

„Wichtig ist jetzt, vorausschauend Vorsorge zu treffen, deshalb sollte die Gesetzgrundlage für den Herbst noch vor der Sommerpause in die Wege geleitet werden, damit sie am 23. September auch wirklich in Kraft treten kann.“ Maßnahmen, die unter großem Zeitdruck entstünden, seien oft nicht gut durchdacht und fehleranfällig. „Die Menschen haben ein Recht darauf, dass die Politik im dritten Corona-Jahr ausreichend vorbereitet in den Herbst geht.“

Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sorgt sich vor dem Herbst. Er hatte jüngst erklärt, sich gemeinsam mit Baden-Württemberg und Hessen auf der Gesundheitsministerkonferenz in der kommenden Woche abermals für die Impfpflicht ab 60 stark machen zu wollen. „Appelle an die Menschen, sich impfen zu lassen, sind wichtig. Aber letztlich ist eine Impfpflicht der schnellere Weg aus der Pandemie.“

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