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Gut bei Kasse. Die Chefs der gesetzlichen Krankenversicherer konnten sich wieder über Gehaltszuwächse freuen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Was gesetzliche Krankenversicherer ihren Chefs zahlen: Sie machen Kasse

Rund 300 000 Euro verdient der Chef von Deutschlands größter Ersatzkasse. Doch das ist noch gar nichts gegen den obersten Funktionär der Kassenärzte.

Mit Jens Baas, dem Chef der Techniker Krankenkasse (TK), hat der erste Funktionär der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) beim Gehalt die 300.000-Euro-Grenze geknackt. Im vergangenen Jahr verdiente der Vorstandsvorsitzende der größten deutschen Ersatzkasse 305.398 Euro – das waren 8000 Euro mehr als noch 2014.

Allerdings kommt er damit noch lange nicht an den Spitzenverdiener des Systems heran. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, kam im vergangenen Jahr auf 336.192 Euro.

Auf Platz Zwei landete demnach der Chef der zweitgrößten Ersatzkasse, die bald wieder die größte werden will: Christoph Straub von der BarmerGEK kassierte mit 272.266 Euro rund 7000 Euro mehr als noch im Vorjahr. Es folgt Herbert Rebscher, Chef der DAK-Gesundheit, mit 250.403 Euro. Der Vorstandschef der drittgrößten Kasse, der seinen Posten zum Jahresende aufgeben will, erhielt rund 6000 Euro mehr als 2014.

Mehr Versicherte, mehr Geld

Die Zahlen zeigen, dass sich die Kassen weitgehend an die Regel halten, dass die Gehälter ihrer Chefs im Verhältnis zur jeweiligen Versichertenzahl stehen sollten. Die Techniker Krankenkasse hat 10,3 Millionen Versicherte, die Barmer-GEK 8,5 Millionen. Allerdings landete der Chef der KKH, Ingo Kailuweit, bei 245.717 Euro – obwohl seine Kasse nur 1,8 Millionen Versicherte zählt. Der Vorstandsvorsitzende der fast doppelt so großen IKK Classic, Gerd Ludwig, erhielt 232. 562 Euro. Der Vorstandschef der Deutschen BKK (1,1 Millionen Versicherte), Achim Kolanoski, kam auf 221.500 Euro.

Bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen ist die Vergütung etwas anders geregelt. Hier kommen zu einem etwas geringeren Fixgehalt variable Gehaltsaufschläge. Mit ihnen kam der Chef der AOK Bayern, Helmut Platzer, auf etwas mehr als 248.200 Euro. Frank Michalak von der AOK-Nordost erzielte 244.300 Euro. Hessens AOK-Chef Detlef Lamm kam mit Zulagen auf knapp 232.000 Euro, sein baden-württembergischer Kollege Christopher Hermann auf nicht ganz 229.000 und Günter Wältermann von der AOK Rheinland-Hamburg auf 216.600 Euro.

Aufsichtsbehörde warnt vor "unwirtschaftlichem Verhalten"

Die Angaben stammen aus dem Bundesanzeiger, wo die gesetzlichen Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen ihre Vorstandsgehälter regelmäßig veröffentlichen müssen. Eingeführt wurde diese Transparenz-Vorschrift vor zehn Jahren – in der Hoffnung, die Selbstverwaltung so auch zur Mäßigung zu bewegen. 

Feste Vorgaben für die Höhe der Gehälter gibt es nicht. Allerdings hat das Bundesversicherungsamt einen Rahmen vorgegeben. Ihm zufolge sind für den Vorstandschef einer Kasse mit 500.000 Versicherten als Grundvergütung rund 200.000 Euro anzusetzen. Eine deutliche Überschreitung, so die Warnung der Aufsichtsbehörde, stelle „einen Indikator für unwirtschaftliches Verhalten dar“.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat sich diesbezüglich schon unrühmlich hervorgetan. Sie entlohnte ihren einstigen Vorstandschef Andreas Köhler vor fünf Jahren so fürstlich, dass das Gesundheitsministerium einschreiten musste. Der damalige Ressortchef Daniel Bahr drückte Köhlers Gehalt im Jahr 2011 nach heftigen Streitereien dann von 350.000 auf 320.000 Euro herunter – zumal sich der damalige KBV-Chef auch noch rekordverdächtige Pensionszahlungen gesichert hatte und Mietkostenzuschüsse von fast 100.000 Euro kassierte.

Wie sich an dem Jahresgehalt seines Nachfolgers zeigt, war das Einschreiten der Aufsichtsbehörde aber nicht sehr nachhaltig.

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