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Frank Ulrich Montgomery, Chef des Weltärztebundes.

© Monika Skolimowska/dpa

„Warum wurde der Impfstoff nicht schon verteilt?“: Weltärzte-Chef übt scharfe Kritik an Organisation der Corona-Impfungen

Die Chargen der Impfdosen hätten auch früher geprüft werden können, sagt Frank Ulrich Montgomery. Er rechne zudem mit einem verlängerten Lockdown.

Der Präsident des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, kritisiert die Organisation der Corona-Impfungen deutlich. Das Verteilen des von deutschen Pharmazeuten entwickelten Impfstoffs dauere zu lange - gerade nach der Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur Ema.

"Was mich wundert, ist, warum man den nicht schon verteilt hat, bevor die Zulassung da war, denn produziert ist der ja längst“, sagte Montgomery am Dienstag im Interview mit RTL und N-TV.

Ihm sei zudem "schleierhaft", sagte der Weltärzte-Präsident, warum das zuständige Paul-Ehrlich-Institut erst jetzt die Chargen prüfe: "Meines Erachtens hätte man gestern loslegen können, nachdem die Zulassung da war."

In Deutschland ist der Impfstart für den kommenden Sonntag, den 27. Dezember, geplant. In vielen Kliniken rechnen Manager und Ärzte nach Tagesspiegel-Informationen aber nicht damit, am Wochenende mit den Impfdosen beliefert zu werden. Man stelle sich, hieß es von Medizinern, durchaus die Frage, warum die Verteilung des Impfstoffes nicht parallel zur Prüfung des Mittels durch die Behörden erfolgt sei.

Montgomery rechnet mit längerem Lockdown

Nach Plänen der Bundesregierung sollen Hochbetagte und Pflegepersonal zuerst versorgt werden. Wie berichtet, wurden zudem Impfzentren für Massenimpfungen eingerichtet. Wann genau es dort losgehen kann, ist unklar.

In Berlin wurden sechs Impfzentren am S-Bahn-Ring errichtet. Dort sollen sich nach persönlichen Anschreiben durch den Senat die Impflinge einfinden. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sagte, man sei startklar. Wahrscheinlich erhalten die ersten Berliner ihre erste Impfdosis in den Zentren in den frühen Januartagen. Zuvor sollen mobile Teams in den Altenheimen der Stadt die am meisten gefährdete Risikogruppe impfen.

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Der Impfstoff von Biontech und Pfizer wird unter dem Namen "Comirnaty" vermarktet. Der Name setzt sich aus Buchstaben von "Covid-19", "mRNA" (nach dem Botenmolekül), "Community" (englisch für Gemeinschaft) und "Immunity" (Immunität) zusammen.

Montgomery sagte N-TV, er gehe von einem verlängerten Lockdown aus - die in Aussicht gestellten Lockerungen der Infektionsschutz-Maßnahmen über Weihnachten stimmten in pessimistisch.

Mit Blick auf die Neuinfektionen rechne er nicht mit ausreichend niedrigen Zahlen. Deswegen glaube er, "dass wir am 5. Januar, wenn sich Ministerpräsidenten und Kanzlerin treffen, über eine Verlängerung des Lockdowns sprechen werden".

Montgomery ist Radiologe und war bis 2007 Chef des Marburger Bundes, der Gewerkschaft der Klinikärzte. Von 2011 bis 2019 war er Präsident der Bundesärztekammer.

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