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Vier weitere Jahre? Donald Trumps Chancen stehen gar nicht so schlecht.

© Michael Kappeler/p-a/dpa

Warum Trump wahrscheinlich gewinnen wird: Der lange Wahlkalender begünstigt den Amtsinhaber

Trump ist unpopulär und hat doch gute Chancen auf Wiederwahl – dank der guten Wirtschaftsentwicklung und der Schwächen seiner Herausforderer.

Donald Trump kann mit einiger Zuversicht ins Wahljahr gehen. Das ist erstaunlich. Die Umfragen sehen nicht günstig für ihn aus. Nur 44 Prozent bewerten seine Arbeit als Präsident positiv, 53 Prozent negativ. In den meisten Erhebungen, wen die Amerikaner lieber als Präsidenten haben, den Demokraten Joe Biden oder ihn, verliert Trump.

Auch gegen andere demokratische Bewerber liegt er zurück, freilich weniger deutlich. Dennoch glaubt eine Mehrheit der Amerikaner und ebenso eine Mehrheit der Deutschen, dass Trump die Wahl im November gewinnt.

Was spricht für ihn?

Erstens die gute Wirtschaftslage. Das Wirtschaftswachstum in den USA – 2018 lag es bei 3,1 Prozent, 2019 über zwei Prozent – ist höher als in der EU, die Arbeitslosenrate (3,6 Prozent) niedriger. Viele Haushalte haben real mehr Einkommen als in den Vorjahren. Und die Börsenkurse, an denen in den USA die Altersversorgung hängt, sind unter Trump dynamisch gestiegen: der Dow Jones Index von rund 18 000 Punkten bei seiner Wahl 2016 auf 28 700 Punkte heute.

Zweitens die Uneinigkeit der Demokraten, welche Strategie mehr Erfolg verspreche: ein moderater Kandidat wie Joe Biden (oder Michael Bloomberg), der die Wähler beruhigt mit der Zusicherung, sie könnten wirtschaftlichen Erfolg wie unter Trump haben, nur mit weniger innenpolitischem Drama und außenpolitischen Risiken? Oder linke Kandidaten wie Bernie Sanders oder Elizabeth Warren, die die Basis mit dem Versprechen eines Kurswechsels begeistern? Sie sagen, so könnten sie mehr demokratische Wähler an die Urnen bringen, als Trump an Fans mobilisieren kann.

Trump kann sich zurücklehnen

Drittens begünstigen der Wahlkalender und das US-Wahlsystem Trump. Den Großteil des Wahljahres 2020 werden die Demokraten ihre Energie und Finanzressourcen auf ihre Kandidatenkür konzentrieren. Die Vorwahlen in den 50 Bundesstaaten beginnen am 3. Februar in Iowa und enden Anfang Juni.

Erst wenn feststeht, wer für die Demokraten antritt, wird aus der innerparteilichen Konkurrenz um die Nominierung der in Europa gewohnte Wahlkampf zwischen zwei Lagern. Falls die Vorwahlen keinen klaren Sieger ergeben, fällt die Entscheidung erst auf dem Parteitag der Demokraten Mitte Juli in Milwaukee, Wisconsin. Die Republikaner treffen sich zu ihrem Parteitag Ende August in Charlotte, North Carolina.

In all der Zeit kann Trump sich zurücklehnen, die inneren Zwistigkeiten der Demokraten beobachten und in Tweets spöttisch kommentieren. Sowie um Spenden werben. Im vierten Quartal 2019 haben Trump und die Republikaner 154 Millionen Dollar Wahlkampfspenden eingenommen, die vier führenden Demokraten zusammen 103 Millionen. Der Kernwahlkampf zwischen den Lagern fällt in die acht Wochen zwischen „Labour Day“ Anfang September, dem traditionellen Ende der Sommerpause in den USA, und dem Wahltag am 3. November.

Auch das Wahlsystem wirkt zugunsten Trumps. Wer Präsident wird, entscheidet sich nicht danach, wer landesweit die meisten Stimmen gewinnt; Hillary Clinton hatte 2016 drei Millionen Stimmen mehr als Trump. Präsident wird, wer die meisten Wahlmänner gewinnt. Jeder US-Staat wird einzeln ausgezählt, und wer dort vorn liegt, bekommt alle Wahlmänner dieses Staats zugesprochen („Winner takes all“); ihre Zahl richtet sich nach der Einwohnerzahl. In der Summe nutzen die Republikaner in diesem System ihr Wählerpotenzial effizienter als die Demokraten.

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