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Der demokratische Kandidat Danny Connor hat zwar voraussichtlich die Wahl in Ohio verloren, schnitt aber gut ab.

© John Minchillo/dpa

Wahlen in Trump-Hochburg: US-Demokraten schneiden in Ohio überraschend gut ab

Bei Wahlen im US-Bundesstaat Ohio hat der Kandidat der Republikaner zwar voraussichtlich gewonnen, doch es war knapp. Die Wahlen gelten als Stimmungstest.

Eine Nachwahl im US-Bundesstaat Ohio macht den oppositionellen Demokraten Hoffnung für die Kongresswahlen in drei Monaten. Bei der Abstimmung am Dienstag hatte der von Präsident Donald Trump unterstützte republikanische Kandidat nach Auszählung fast aller Stimmen nur einen hauchdünnem Vorsprung vor dem Demokraten - und dies, obwohl der Wahlbezirk eigentlich eine Hochburg der Republikaner ist. Das Votum galt als wichtiger Stimmungstest vor den Kongresswahlen.

Der Republikaner Troy Balderson lag am Mittwoch in der Stimmauszählung bei 50,2 Prozent, sein demokratischer Rivale Danny O'Connor bei 49,3 Prozent. Nur rund 1700 Stimmen trennten die beiden. Wahlentscheidend könnten die mehreren tausend Briefwahlstimmen sein, die noch nicht fertig ausgezählt sind.

Selbst wenn sich der Republikaner Balderson am Ende durchsetzen sollte, hat seine Partei nach der Wahl Grund zur Sorge. Denn eigentlich hätte Balderson mühelos gewinnen müssen: Der Wahlkreis im Umland der Großstadt Columbus ist seit 30 Jahren in der Hand der Republikaner, Trump setzte sich bei der Wahl 2016 mit elf Prozentpunkten Vorsprung gegen die Demokratin Hillary Clinton durch. Das Wahlvolk hier ist typische Trump-Klientel - wohlhabende Vorort- und Kleinstadtbewohner, zu 88 Prozent weiß.

"Diese Wahl hätte eigentlich nicht einmal ein ernsthafter Wettbewerb sein dürfen", sagte der frühere Kongressabgeordnete Charlie Dent, ein moderater Republikaner, dem Sender CNN. "Es wird deutlich, dass die Energie und der Enthusiasmus nun auf Seiten der Demokraten sind." Dent äußerte die Befürchtung, dass die Kongresswahlen im November zu einem reinen Referendum über Trumps Präsidentschaft werden könnten - zum Nachteil der Republikaner.

Politikprofessor David Cohen von der University of Akron in Ohio analysierte: "Dass die Demokraten in diesem Wahlbezirk überhaupt mithalten konnten, ist ein Anzeichen dafür, dass tatsächlich eine blaue Welle im Anrollen ist."

Blau ist die Parteifarbe der Demokraten. Sie hoffen, dass die Unzufriedenheit mit der turbulenten Präsidentschaft Trumps tatsächlich eine "blaue Welle" auslöst, die sie zur Eroberung der Mehrheit im Repräsentantenhaus und womöglich auch im Senat tragen könnte.

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Ohne die bisherige Mehrheit seiner Republikaner in beiden Häusern des Kongresses würde das Regieren für Trump deutlich schwieriger. Der Präsident hatte sich deshalb bis zuletzt mächtig für Balderson ins Zeug gelegt. Erst am Samstag war er zusammen mit dem Kandidaten aufgetreten.

Trump gratulierte dem Republikaner noch in der Nacht zu einem "großartigen Sieg", obwohl die Stimmen noch nicht alle ausgezählt waren. Auch Balderson bezeichnete sich selbst als Sieger. Der Demokrat O'Connor vermied es, eine Niederlage einzugestehen. "Wir hören jetzt nicht auf", sagte er vor Anhängern. "Wir werden bis zum November weiterkämpfen."

Bei der Wahl am Dienstag ging es um die Besetzung eines vakant gewordenen Sitzes im Repräsentantenhaus. Bei den Wahlen am 6. November werden dann alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und 35 der 100 Sitze im Senat neu vergeben. Die Hoffnungen der Demokraten auf ein gutes Ergebnis sind in letzter Zeit durch eine Reihe von Siegen und überraschend knappen Niederlagen bei Nachwahlen zum Kongress gestärkt worden.

Nach der Wahl in Ohio am Dienstag prognostizierte der einflussreiche US-Demoskop Nate Silver auf seiner Internetseite: "Die Republikaner werden das Repräsentantenhaus sicher verlieren."

Bei den zeitgleichen Wahlen zum Senat ist die Ausgangslage der Demokraten deutlich komplizierter. Zwar haben die Republikaner dort derzeit nur eine hauchdünne Mehrheit von 51 Sitzen. Doch nur zehn der 35 zur Wahl stehenden Senatsposten werden von den Republikanern gehalten. In der Mehrzahl der Rennen geht es also für die Demokraten um den Erhalt ihrer bisherigen Mandate. (AFP)

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