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Emmanuel Macron

© Eric Feferberg/AFP

Wahlbeeinflussung in Frankreich: Macron trotzt russischem Cyber-Angriff

Wahlkämpfer von Emmanuel Macrons Partei „La République en Marche “ haben Hacker mit falschen Dokumenten und Verbindungen gefüttert. Digitale Spuren, die sie hinterließen, führen nach Russland.

Von Carsten Werner

Das Wahlkampfteam des neugewählten französischen Präsidenten Emmanuel Macron hat vor der Wahl mit falschen Dokumenten und E-Mail-Konten auf Hackerangriffe reagiert. Ein Sprecher von Macrons Partei „La République en Marche “ bestätigte dies der „New York Times“. Die Partei hatte direkt vor der Stichwahl am vergangenen Sonntag mitgeteilt, Ziel einer „massiven und koordinierten“ Attacke durch Hacker geworden zu sein. Erbeutete E-Mails, Verträge und andere Dokumente wurden im Internet veröffentlicht.

Laut „New York Times“ bemerkte Macrons Team den Hackerangriff und fütterte daraufhin die Angreifer zusätzlich mit fingierten Mail-Accounts, manipulierten Dateien und gefälschten Dokumenten, um sie auszubremsen, zu verwirren und im Falle einer Veröffentlichung unglaubwürdig zu machen. Macrons Digitalchef Mounir Mahjoubi sagte, am vergangenen Freitag seien einige gefälschte E-Mails und Dokumente veröffentlicht worden – ebenso wie echte Dokumente. Auch gestohlene Unterlagen mehrerer Unternehmen seien dabei gewesen.

Darüber, welche Daten erbeutet und welche gefälscht waren, machte er keine Angaben. Zur Identität der Hacker habe er einen Verdacht, erläutern wollte er aber auch den nicht. Unter den veröffentlichten Daten war auch massenweise belanglose, alltägliche Mail-Kommunikation der Wahlkampfzentrale Macrons.

Manche Dokumente sind offenbar in Russland entstanden

Westliche IT-Sicherheitsexperten vermuten hinter den Angriffen – wie auch im US-Wahlkampf und bei Cyber-Angriffen auf deutsche Politiker und Parteien – eine Gruppe mit mutmaßlicher Nähe zu russischen Geheimdiensten. Durch gefälschte Webseiten und Phishing-Mails, mit denen Nutzerkennungen und Passwörter abgegriffen werden, waren die Hacker Macrons Wahlkämpfern aufgefallen.

Ihre digitalen Spuren konnten Experten nach Russland verfolgen: Metadaten, die die Ursprünge eines Dokuments zeigen, verwiesen in einigen Fällen auf russische Computer und Bearbeitungen durch russische Benutzer. So wurden offenbar einige Excel-Dokumente mit Software geändert, die nur in russischen Versionen von Microsoft Windows enthalten ist. Schon zuvor hatte „La République en Marche “ Russland vorgeworfen, den Wahlkampf durch Kampagnen in Sozialen Netzwerken und über den Sender "Russia Today" zu beeinflussen.

„Die gute Nachricht ist, dass solche Aktivitäten inzwischen alltäglich sind“ und politisch und sicherheitstechnisch entsprechend eingeordnet werden könnten, sagte John Hultquist vom Sicherheits-Dienstleister „FireEye“ der „New York Times“. (cwe/dpa)

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