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Donald Trump steht in der Kritik: Ihm wird vorgeworfen, die Stimmung anzuheizen.

© Bryan Woolston/Reuters

Waffen zeigen gegen Rassismus und Donald Trump: Schwarze Miliz taucht in den USA auf – was sie ist und was sie will

Die schwarze Bürgerwehr NFAC sorgt mit ihrem martialischen Aussehen für Aufsehen. Dabei ist sie friedlich – und hat nichts mit „Black Lives Matter“ zu tun.

Sie sehen aus wie Soldaten. Martialisch, ganz in schwarz gekleidet. Halb-automatische Gewehre hängen um ihren Schultern und wirken in Kombination mit der vorwiegend paramilitärischen Uniform bedrohlich bis einschüchternd.

Wer die schwarze Bürgerwehr NFAC, auch schwarze Miliz genannt, sieht, bringt sie schnell mit der „Black Lives Matter“-Protestbewegung in Verbindung. Dabei grenzt sie sich entschieden von der Bewegung ab – und vom Begriff Protest an sich.

Die „Not Fucking Around Coalition“ – sinngemäß: „Wir-meinen-es-ernst-Koalition” – will nur eines: Gerechtigkeit für Breonna Taylor. Die 26-jährige schwarze Notfallsanitäterin war am 13. März in ihrer Wohnung von Polizisten erschossen worden.

Deshalb marschierte die NFAC am Samstag in Louisville im US-Bundestaat Kentucky auf. Die Bilder verbreiteten sich rasant im Netz.

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Die Bürgerwehr fordert schnellere Ermittlungen und mehr Transparenz von der Polizei. „Wenn ihr uns nichts sagt, werden wir denken, dass ihr nichts unternehmt“, sagte John Fitzgerald Johnson, der NFAC-Gründer, der lokalen Zeitung Louisville Courier Journal. Fitzgerald Johnson wird auch „Grand Master Jay“ genannt und war ein unabhängiger Kandidat für die US-Präsidentenwahl 2016.

Gruppierung beruft sich auf ihr Versammlungsrecht

In der Sache sind sich NFAC und „Black Lives Matter“ zwar ähnlich: Beide Bewegungen stehen gegen rassistische Polizeigewalt auf. Während die Protestbewegung für George Floyd dies lautstark und mit Transparenten tut, ist die NFAC laut Fitzgerald Johnson darauf aus, ihre verfassungsrechtlichen Rechte auszuüben und Waffen zu tragen. Die Gruppierung, die aus ehemaligen Militärschützen besteht, versteht sich als „rein schwarz“ – und beruft sich lediglich auf ihr Versammlungsrecht.

Demonstranten bringen Gewehre zu den Protesten in Richmond mit.
Demonstranten bringen Gewehre zu den Protesten in Richmond mit.

© Eze Amos/AFP

Dass Gruppierungen bei Versammlungen in den USA schwer bewaffnet sind, ist dabei zwar aus europäischer Sicht ungewöhnlich und bedenklich – in Amerika allerdings rechtens. Auch bei „Black Lives Matter“-Protesten in Richmond hatten jüngst schwarze und weiße Demonstranten Gewehre getragen.

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Kritik an den halb-automatischen Waffen des NFAC gibt es in den USA deshalb wenig. Lediglich die rechtsextreme Miliz „Three Percenters“, die sich in Louisville gegen die NFAC formierte, spricht sich aktiv gegen die schwarze Bürgerwehr aus.

Die NFAC haben auch schon mehrfach betont, nichts mit der „New Black Panther Party“ zu tun zu haben. Diese ist ein Teil des „Black Power Movement“ und ruft schwarze Amerikaner dazu auf, sich zu bewaffnen und damit gegen Übergriffe der Polizei zu schützen. Als „schwarze Panther“ waren Mitglieder der NFAC betitelt worden, als sie das erstmal öffentlich auftraten – Mitte Mai am Rande von Protesten nach dem rassistischen Mord am Afroamerikaner Ahmaud Arbery in Brunswick, Georgia.

John Fitzgerald Johnson (M.), auch „Grand Master Jay“ genannt
John Fitzgerald Johnson (M.), auch „Grand Master Jay“ genannt

© Bryan Woolston/Reuters

„Wir protestieren nicht, wir demonstrieren nicht. Wir kommen nicht, um zu singen oder zu skandieren“, stellte Fitzgerald Johnson bereits vor drei Wochen klar.

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Anfang Juli war die Miliz mit einem Aufmarsch im Park Stone Mountain bei Atlanta im Bundestaat Georgia aufgefallen. Rund 1000 schwer bewaffnete Mitglieder der Miliz seien damals laut Park-Offiziellen „friedlich, geordnet und eskortiert“ durch den Park zum Konföderierten-Denkmal marschiert, um vor Ort dessen Beseitigung zu fordern.

Die Bürgerwehr nennt sich „Not Fucking Around Coalition“, kurz NFAC.
Die Bürgerwehr nennt sich „Not Fucking Around Coalition“, kurz NFAC.

© Jeff Dean/AFP

Das Denkmal zeigt den ehemaligen Konföderierten-Präsidenten Jefferson Davies und zwei Generäle, die während des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) für den Erhalt der Sklaverei kämpften. Für diesen Aufmarsch hatte sich die Bürgerwehr mit der Polizei abgesprochen und auch später dafür bedankt.

„Unser ursprüngliches Ziel war es, eine Formation unserer Miliz in Stone Mountain zu haben, um ein Zeichen zu setzen“, sagte NFAC-Gründer Johnson. „Während so viele Statuen im Land abgeschafft werden – warum dann nicht dieses?“

Schwarze Miliz ist friedlich – trotzdem löst sich ein Schuss

Am gleichen Tag hatte die Bürgerwehr in Atlanta auch die Schwester des von Polizisten getöteten Rayshard Brooks begleitet, die an einem Protestmarsch gegen Polizeigewalt teilnehmen wollte. Die NFAC-Formation eskortierte sie, nahm allerdings nicht an der Demonstration teil – und blieb damit der von Fitzgerald Johnson proklamierten Linie treu.

Die schwarzen Milizen sind also alles andere als das, was man rein äußerlich betrachtet von ihnen erwarten könnte. Sie sind friedlich und nicht darauf aus, von ihren Schusswaffen Gebrauch zu machen.

Dass sich am Samstag in Louisville allerdings doch ein Schuss aus einem Gewehr löste, hatte andere Gründe: Als die Bürgerwehr gerade dabei war, ihre Waffen zu inspizieren, schoss einer der Teilnehmer versehentlich auf drei seiner Kollegen – die allerdings nicht lebensgefährlich verletzt wurden.

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