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Das Interesse der US-Amerikaner für Schnellfeuerwaffen ist auch nach dem Massaker von Newtown groß.

© AFP

"Waffen für alle!": Forderungen der US-Waffenlobby lösen Empörung aus

Nach dem Amoklauf von Newtown geht die US-Waffenlobby in die Offensive. Jeder Amerikaner soll in der Lage sein, sich mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Viele Amerikaner können da nur mit dem Kopf schütteln.

Die Vorschläge der US-Waffenlobby nach dem Amoklauf von Newtown mit 27 Toten stoßen auf Empörung und Widerstand. Die National Rifle Association (NRA) fordert im Kern, dass sich jeder Amerikaner mit der Waffe in der Hand gegen Angreifer schützen solle.

Der Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, sprach von einer „paranoiden“ Vision Amerikas, „wo jeder bewaffnet und kein Ort sicher ist“. Das Weiße Haus bezog öffentlich nicht einmal Stellung. Viele Medien fordern rasches Handeln im Kampf gegen den Waffenwahn. Die Motive des Amokläufers liegen auch über eine Woche nach der Tat völlig im Dunklen.

„Der einzige Weg, einen schlechten Typen mit einer Kanone zu stoppen, ist ein guter Typ mit einer Kanone“, sagte NRA-Vizechef Wayne LaPierre am Freitag. Alle Schulen des Landes sollten bewaffneten Schutz erhalten. Schärfere Waffengesetze lehnte er kategorisch ab. Nach Informationen der „New York Times“ werden bereits ein Drittel der öffentlichen Schulen in den USA durch bewaffnete Wächter geschützt.

Inoffiziell verlautete im Weißen Haus: Die Vorschläge der NRA seien wenig ermutigend und deuteten nicht auf eine konstruktive Rolle in der gegenwärtigen Diskussion hin, wie ein Regierungsbeamter „Washington Post“ sagte. Auch die Lehrergewerkschaft lehnte die Vorschläge ab. Die NRA gilt als einer der mächtigsten Lobby-Gruppen in den USA, die in der Vergangenheit schärfere Waffengesetzte massiv bekämpft hatte.

„Wann werden wir genug gesunden Menschenverstand haben, um den Verkauf von Sturmgewehren im Militärstil an Zivilisten zu verbieten?“, fragte die „Washington Post“ in einem Kommentar.

Präsident Barack Obama fordert schärfere Waffengesetze und hat dabei besonders halbautomatische Sturmgewehre im Visier, mit denen man ohne Nachladen innerhalb kürzester Zeit hunderte Schüsse abfeuern kann.

Auch der Amokläufer von Newtown, Adam Lanza, hatte vor einer Woche eine solche Waffe benutzt - sie gehörte seiner Mutter, einer Waffensammlerin.

Die Ermittlungen der Polizei über die Hintergründe des Blutbads gehen offenbar nur schleppend voran. Vor allem die Motive des 20-jährigen sind noch immer unklar. Nach Informationen der „Washington Post“ lebte er völlig zurückgezogen und habe mehrfach die Schulen gewechselt. Im Gegensatz zu vielen Gleichaltrigen habe er keinerlei Spuren auf sozialen Netzwerken wie etwa Facebook hinterlassen. Außerdem habe er vor der Tat seinen Computer zerstört. Seine Mutter habe ihn mit auf den Schießstand genommen. Lanza war mit einem Sturmgewehr gewaltsam in eine Grundschule in Newtown eingedrungen und hatte innerhalb von Minuten 20 Kinder und sechs Erwachsene erschossen.

Die Internetzeitung „Huffington Post“ berichtete, dass im vergangenen Jahr 119 Kinder im Alter bis zu zwölf Jahren an den Folgen von Schussverletzungen starben. Insgesamt kamen 565 junge Leute im Alter bis 18 Jahre ums Leben, hieß es unter Berufung auf neueste Zahlen der Bundespolizei FBI. (dpa)

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