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Vorwürfe gegen Ferda Ataman: Raus aus den Kartoffeln!

Die hart angegriffene designierte Gleichstellungsbeauftragte wirbt um Zustimmung im Bundestag. Ob die Hysterie um Ferda Ataman nun abebbt? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Andrea Dernbach

Es ist gut, dass der Bundestag sich jetzt die nötige Zeit gibt, mit der designierten Leiterin der Antidiskriminierungsbehörde Ferda Ataman zu reden, bevor er – zum ersten Mal übrigens – eine neue Leiterin wählt. Es ist zu hoffen, dass im direkten Gespräch der Fraktionen mit ihr die Hysterie um die Personalie verdampft. Ein Blick zurück: Zwei Frauen standen bisher in den 16 Jahren ihres Bestehens an der Spitze der ADS, keiner von ihnen hatte man das an der Wiege gesungen.

Hemdsärmelige Rekrutierung, lange Vakanz - das war egal

Die erste Chefin, die aus dem katholischen Lobbying kam, erwies sich als krasse Fehlbesetzung. Ihre Nachfolgerin war engagiert und ideenreich, sie ging vor vier Jahren in den Ruhestand – seither wird die ADS von einem auf dem Felde beschlagenen, aber nun ebenfalls ins Rentenalter gekommenen Juristen kommissarisch geführt.

Hemdsärmelige Rekrutierung, lange Vakanz – die Vorgeschichte jenes deutschen Amts, das sich der praktischen Durchsetzung des ersten Satzes der Menschenrechtserklärung widmet („Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“), war bisher nie ein Aufreger. Ein Sturm brach dagegen los, weil nun erstmals eine Person ins Amt soll, die nach Herkommen und Werdegang gründlich qualifiziert dafür ist.

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Tochter türkischer Eltern, bereits im Studium mit dem Thema Migration beschäftigt und (Mit-)Gründerin einiger erfolgreicher Agenturen, die Menschen wie ihr eine Stimme verschaffen: gebildet, qualifiziert, engagiert, mit mehr als nur einer Kultur aufgewachsen und dennoch von vielen Chancen ausgeschlossen. Die unermüdliche Aufklärungsarbeit der „Neuen deutschen Medienmacher:innen“, ihr fröhlich-kluges Lobbying dürfte einiges dazu beigetragen haben, dass deutsche Redaktionen zuletzt bunter geworden sind – zu deren eigenem Glück. Atamans Erfindung „Mediendienst Integration“, eine Informationsplattform zu Migration und Integration, vermittelt seit zehn Jahren solides Wissen bis in die kleinsten Redaktionen der Republik.

Die Aufregung um "Kartoffel" verrät Unwissen

Dass es dafür staatliche Förderung gibt, wird Ataman nun ebenso vorgeworfen wie, lange nach ihrem Abschied, die Gründung einer Unternehmensberatung zum Thema – als wäre es ein Delikt, mit Wissen Geld zu verdienen. Der Vorwurf, sie sei selbst rassistisch, weil sie den ironischen Begriff „Kartoffel“ für weiße Deutsche verteidigte, zeugt von erstaunlicher Ignoranz der Kritiker:innen allem gegenüber, was man seit ein paar Jahren besser wissen kann zum Thema Rassismus.
Die Wut auf Ataman dürfte in Wirklichkeit ein weiteres Symptom sein, dass Macht und Redeplätze gerade neu verteilt werden, ein bisschen jedenfalls. Und dass das nicht allen schmeckt. Möge der Bundestag in seiner Mehrheit klüger sein.

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