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Elizabeth Warren, Senatorin für Massachusetts und demokratische Präsidentschaftskandidatin, spricht während einer Wahlkampfveranstaltung.

© dpa/ Sue Ogrocki

Vorwahlen in den USA: Warum viele Amerikaner überzeugt sind von Caucus und Primary

Der kleine US-Bundesstaat Iowa gibt die Richtung vor für den Präsidentschaftswahlkampf. Das Wahlsystem erscheint kompliziert und antiquiert, hat aber Vorzüge.

Das US-Wahlsystem wird gern als kompliziert, antiquiert und ungerechnet verspottet. Warum beginnt das Wahljahr mit der Vorwahl in Iowa, einem Farmstaat im Mittleren Westen, der nicht repräsentativ für die USA ist? Warum geht es mit New Hampshire, Nevada und South Carolina weiter und nimmt kein großer Staat wie Kalifornien, Florida oder Texas gleich zu Beginn an der Kandidatenauswahl teil?

Weil sich das Vorwahlsystem bewährt hat, würden viele Amerikaner antworten. Gewiss nicht jedes Mal, aber im Großen und Ganzen. Es bildet die Vielfalt der USA ab. Und setzt auf Bürgerbeteiligung.

Würden Parteigremien entscheiden, welche Person im Kampf ums Weiße Haus antreten soll, wären Bill Clinton (1992) und Barack Obama (2008) nicht Kandidaten der Demokraten geworden. Ebenso wenig Donald Trump Kandidat der Republikaner 2016.

Die Nominierung durch Vorwahlen in allen 50 US- Bundesstaaten ist eine junge Tradition. Bis zum chaotischen und zerstrittenen Parteitag der Demokraten 1968 in Chicago, der von Gewalt und brennenden Barrikaden begleitet war, hatten die Mächtigen in der Partei den entscheidenden Einfluss, wer antritt.

Vorwahlen beginnen in Iowa – erst ein Caucus, dann eine Primary

Binnen weniger Jahre stellten dann beide Lager auf Partizipation der Basis um. Rasch etablierte sich die Abfolge mit Iowa als erstem Staat, der im „Caucus“-System abstimmt, gefolgt von New Hampshire, das eine „Primary“ abhält. Ein „Caucus“ ist eine von der Partei organisierte Versammlung im Abstimmungsbezirk, zu der Sympathisanten dieser Partei kommen.

Eine „Primary“ wird dagegen vom Einzelstaat organisiert und läuft ähnlich wie die Hauptwahl ab. Es gibt staatliche Wahllokale; alle Bürger können teilnehmen, unabhängig davon, ob sie Parteimitglied sind. Sie können aber nur in einer Partei über die Spitzenkandidatur mitentscheiden. Je nach Staat nehmen bis zu einem Drittel der Bürger teil.

Die Beteiligung an der Kandidatenkür ist sehr viel höher als in Deutschland; wenn alle Parteien hier Urwahl praktizierten und alle Mitglieder teilnähmen – zwei Bedingungen, die nicht gegeben sind –, wären das nur 1,5 Prozent der Bürger.

Frühe Vorwahlen bilden wichtige Wählergruppen ab

Die frühen Vorwahlstaaten sind je einzeln nicht repräsentativ für die USA; zusammengenommen bilden sie aber die wichtigsten Wählergruppen ab. In Iowa (3,2 Millionen Einwohner) dominieren weiße Farmer und liberale Colleges. New Hampshire (1,3 Millionen) ist ein „Swing State“ an der Ostküste mit hohem Anteil an Industrie und an nicht-parteigebundenen Wählern.

Nevada (3,1 Millionen) im Westen der USA mit der Casinostadt Las Vegas und den vielen Hispanics bezieht die größte Minderheit in die Nominierung ein, gefolgt vom Südstaat South Carolina (5,1 Millionen) mit seiner großen afroamerikanischen Bevölkerung.

Wer diesen Vorfilter in vier unterschiedlichen Bundesstaaten übersteht, muss am „Super Tuesday“ seine Organisationskraft beweisen. An diesem 3. März wird in 14 Staaten parallel abgestimmt. Danach ist die Vorentscheidung meist gefallen.

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