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Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

© Reuters/Michele Tantussi

Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz: Kardinal Marx sieht die Welt an historischem Wendepunkt

Am Brodeln unter den Boden spüre er, dass eine neue Zeit anbreche: Reinhard Kardinal Marx vergleicht die heutige Zeit mit dem Reformationsjahr 1517.

Schulter an Schulter wolle man mit den jüdischen Geschwistern schreiten, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, beim jährlichen St. Michael-Empfang in der Katholischen Akademie zum Anschlag in Halle. Auch auf die Klimaschutz-Diskussionen ging er ein. Man müsse den Jugendlichen dankbar sein, die ein Thema voranbringen, dass der Papst schon in seiner Enzyklika „Laudato Si“ inspiriert habe.

Allerdings hielt sich der Kardinal nicht allzu lange bei aktuellen Themen auf. Am Brodeln unter dem Boden spüre er, dass eine neue Zeit anbreche. Da könne man viel richtig machen, aber auch große Chancen verpassen. Deshalb sei es gerade jetzt so wichtig zu verstehen, dass alles mit allem zusammenhängt, wie der Papst es formuliert habe.

Als Beispiel nannte er das Jahr 1517, in dem nachhaltige Fehler gemacht worden seien, die lange und schreckliche Religionskriege zur Folge hatten und im fernen Osten auch eine jahrhundertelange Isolation Chinas. „Es gibt in der Geschichte immer Momente der Entscheidung. Wir werden nicht alles richtig machen, aber uns bemühen, große Fehler zu vermeiden“, sagte er vor zahlreichen Top-Politikern.

Gerade jetzt sei es wichtig, nicht nur die eigenen Interessen im Blick zu haben, sondern auf die ganze Welt zu schauen, besonders auch auf die Lebensbedingungen der Armen. Die Globalisierung der Gleichgültigkeit müsse überwunden werden. Als die Mauer vor 30 Jahren fiel, habe man nicht damit gerechnet, dass es eine solche Rückwärtsbewegung  geben würde wie zur Zeit in den Populismus und den Nationalismus.

In der heutigen Situation gehe es auch um die Demokratie an sich: „Ich möchte, dass die Kirche auf der Seite der Freiheit steht.“ Selbstverständlich sei das nicht, denn in allen Religionen gebe es Bewegungen, die bereit seien, für ihre eigenen Ziele Einschränkungen der Freiheit in Kauf zu nehmen. Allerdings habe die Kirche einen klaren Auftrag durch das Evangelium, sie dürfe nicht um sich selber kreisen. Deshalb sei es so wichtig, anderen zuzuhören: „Die Kirche will Instrument der Einheit aller Menschen sein.“

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