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Vorbild West-Berlin: Von der Senatsreserve zur Moppelkotze

Sie war ein Vorbild für die staatliche Vorsorge mit Lebensmitteln: die Senatsreserve. Sie sollte im Falle einer erneuten Blockade die Versorgung der West-Berliner Bevölkerung sichern.

Die staatliche Vorsorge der Bundesrepublik hat ein historisches Vorbild: die Senatsreserve in West-Berlin. Nach Ende der Berlin-Blockade durch die Sowjets 1948/49 beauftragten die Westalliierten den Senat, für den Fall einer Wiederholung Vorräte für die Versorgung der Bevölkerung anzulegen. Seit 1950 wurden in rund 700 Lagern, die über die ganze Stadt verteilt waren, Lebensmittel, Kohle, Kraftstoffe und vielerlei Waren des täglichen Bedarfs gehortet. Zu Grundnahrungsmitteln wie 128 000 Tonnen Getreide, 44 000 Tonnen Fleisch und 32 000 Tonnen Zucker kamen auch tonnenweise Senf und Leim, Millionen Rollen von Toilettenpapier, Millionen von Glühbirnen, fast 300 000 Paar Schuhe, 10 000 Nachttöpfe, 25 Millionen Zigarren und selbst 5000 Fahrräder und 19 lebende Rinder. Die Vorräte hatten einen Wert von zwei Milliarden Mark (rund eine Milliarde Euro). Sie sollten für 180 Tage, also für rund sechs Monate, die Versorgung der West-Berliner sicherstellen können. Wie heute auch wurden schon damals die verderblichen Lebensmittel regelmäßig „umgewälzt“, das heißt, sie wurden vor Ablauf des Verfallsdatums in Sonderaktionen in Umlauf gebracht. In vielen Berliner Haushalten gehörte etwa die Moppelkotze, der Eintopf aus Beständen der Senatsreserve, zum festen Speiseplan. Als die Senatsreserve nach dem Mauerfall und dem Zusammenbruch des Ostblocks aufgelöst wurde, schloss sich ein historischer Kreis: War die Sowjetunion einst der Auslöser gewesen, wurde sie nach 1990 der Nutznießer: Wegen der damaligen Notlage der Bevölkerung wurde etwa ein Viertel der in Berlin gelagerten Vorräte als Hilfslieferung in die Sowjetunion transportiert. sc

Tsp

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