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Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Jens Spahn unter Druck: Viele werden dem Gesundheitsminister ziemlich viel verzeihen müssen

Jens Spahn manövriert sich mit einem Immobilienskandal und dem Test-Desaster ins Aus. Armin Laschet könnte davon profieren: sein Öffnungskurs erntet großes Lob.

Da kann man schon mal ins Stottern kommen. Oder ins Grübeln, je nachdem. So wirkte gerade Armin Laschet. Also dass er jetzt Jens Spahn verteidigen muss, das hätte vor ein paar Monaten niemand vorherzusagen gewagt. Aber der neue CDU-Bundesvorsitzende sitzt schon vergleichsweise fest im Sattel, anders als Spahn im Amt des Bundesgesundheitsministers.

So schnell kann’s gehen: vom Edel-Helfer mit hohen, ja höchsten Ambitionen zu einem, der aufpassen muss, dass es nicht ein schneller Abstieg wird.

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Spahn in Nöten: Die private Immobiliensache, die politisch geworden ist; die halb private Geselligkeit am Abend des Tages, an dem der Gesundheitsminister genau vor so etwas wegen Corona gewarnt hat (am darauffolgenden Tag hatte er Corona). Und die zum Abend gehörige politische Spendennummer, die so getrickst wirkt. Es kann übrigens gut sein, dass das auch zu Kanzlerin Angela Merkels sehr kühlem, geradezu hartem Umgang mit Jens Spahn beigetragen hat.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU, l.) mit Ehemann und Villen-Miteigentümer Daniel Funke
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU, l.) mit Ehemann und Villen-Miteigentümer Daniel Funke

© Carsten Koall / AFP

Und das Ganze ist noch nicht zu Ende. Die Corona-Schnelltests kommen nicht so schnell, wie sie sollten, und sie kommen nicht in solcher Anzahl, wie sie müssten. Mal abgesehen von der Frage der Kostenübernahme. Auch das Impfdesaster wird zunehmend mit dem Namen Spahn verbunden (wenngleich das nun wiederum nicht gerecht ist).

Aber in der Politik gilt manchmal: Erst hast du kein Glück, dann kommt Pech hinzu, und Fehler passieren sowieso.

Auch in der Union sehen einige Wichtige Spahn kritisch

Wie lautete Spahns Satz noch? Wir werden einander viel verzeihen müssen. Der Satz für die Zeit nach Corona hat Flügel bekommen. Es scheint so, dass viele dem Gesundheitsminister ziemlich viel verzeihen müssen, wenn Corona vorbei ist, oder halbwegs im Griff.

Allerdings darf jetzt nicht noch mehr passieren, was Spahn weiter in Gefahr bringt. Denn der Wahlkampf beginnt, die SPD lauert – und nicht nur die. In der Union sehen einige Wichtige Spahn kritisch. Immerhin hat er manche spüren lassen, dass er sich für gut, für besser hält; jedenfalls ist das die Wahrnehmung.

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Zurück zu Laschet. Der steht zu Spahn und darf nicht anders, weil Loyalität im Team Pflicht ist. Ansonsten muss er schon sein eigenes Ding machen – und macht es auch, in der Partei, bei Corona.

Erstaunlich gut läuft es für ihn. Sein Kurs für Öffnungen wird weithin unterstützt, besonders überzeugend von der europäischen Ethikratsvorsitzenden Christiane Woopen, und das ist in der C-Partei von Bedeutung.

In Nordrhein-Westfalen regiert er geräuscharm mit den Freien Demokraten, die sich im öffentlichen Ansehen vom Jamaika-Desaster erholen und regenerieren können. So werden sie nach der Wahl am 26. September im Bund vielleicht noch Gelegenheit bekommen, Laschet ihre Dankbarkeit zu erweisen. Wie Spahn. Wobei: Es sind noch ein paar Monate hin. Manchmal geht es ganz schnell.

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