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Senatorin Elizabeth Warren spricht mit Senator Bernie Sanders nach einer Debatte in der Drake Universität in Iowa.

© Shannon Stapleton/REUTERS

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Potenziell Bomben bauen, sich verewigen, um Worte ringen. Antworten des Kolumnisten auf die Fragen des Tages.

Die Europäer haben den Streitschlichtungsmechanismus des Atomabkommens mit Iran ausgelöst. Wird jetzt alles gut?

Dieser ist gespickt mit Fristen; es wird Monate dauern, bis die Sache im UN-Sicherheitsrat landet, der das letzte Wort und widerstreitende Interessen hat. Inzwischen behalten Amerika und Iran die Initiative. Die Iraner werden die Euros erpressen und als US-Lakaien anfeinden und weiter Uran anreichern. Trump wird die Drohungen hochfahren. WmdW wähnt, dass Teheran nicht komplett aus- und offiziell in die Bombe einsteigen wird. Denn es kann das existenzielle Risiko von Militärschlägen nicht berechnen. Eine nur potenzielle Bombe ist nützlicher – und sicherer – als eine reale. So läuft es seit vierzig Jahren.

Nach dem „Rücktritt“ der russischen Regierung: Wird Putin als nächstes a) Ministerpräsident, b) Vorsitzender des Staatsrates, c) Wladimir IV. (Der Ewige)

Die Quiz-Antwort ist offenkundig: a, b und c – mit einem Vorteil für „Der Ewige“. Russland ist eine Autokratie, die als Demokratie posiert. Da ist der Titel des Capo di Capi egal – wie in China. Dort hat Deng Xiaoping weiter geherrscht, nachdem er 1992 alle Staatsämter abgelegt hatte – unter dem Titel „Vorsitzender der Chinesischen Bridge-Gesellschaft“. Putin muss nicht die Verfassung umschreiben, um Präsident auf Lebenszeit zu werden. Er lässt sich in der Kreml-Kathedrale als Zar salben. Die Kaiserkrone liegt nebenan in der Schatzkammer

US-Präsidentschaftskandidat Sanders soll zu seiner Konkurrentin Warren gesagt haben, eine Frau könne nicht US-Präsidentin werden. Hat er recht?

In der älteren Staatengeschichte gab nur zwei mächtige Frauen: Englands Elisabeth I. im 16. und Viktoria im 19. Jahrhundert. E II regiert nicht. Doch seit 1950 zählt die Welt 75 weibliche Staats- oder Regierungschefs. Es geht also aufwärts für das „schwache Geschlecht“. Hillary Clinton hat 2016 die Mehrheit der Stimmen kassiert. Dass die dritte Elisabeth (Warren) es schafft, wagt WmdW zu bezweifeln, aber nicht wegen ihres Geschlechts. Die Sozialistin steht zu weit links, um sich in den Vorwahlen oder gar am 3. November durchzusetzen. Sie könnte es, wenn sie „merkelt“ – also Kanten schleift. In der Mitte aber steht schon der „alte weiße Mann“ Joe Biden.

Ein letztes Wort zum Unwort des Jahres…

WmdW schätzt Kampfbegriffe deshalb nicht, weil sie ihn an Victor Klemperers Lingua Tertii Imperii erinnern, die „Sprache des Dritten Reiches“. Diese verhöhnte und verunglimpfte; „Unwort“ klingt wie „Unmensch“. Mit „Hysterie“ hat die frühe Psychoanalyse Frauen belegt. „Klimahysterie“, das Unwort des Jahres 2019, setzt Menschen herab, die mit Zahlen und Modellen gegen den Weltuntergang argumentieren. Anderseits: Neutrale Sprache ist langweilig.

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