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Josef Joffe.

© Tsp

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Putin und Trump glauben, für Google bezahlen, Star Wars vergessen: Weihnachten kann kommen.

Noch ein EU-Flüchtlingsgipfel und wieder keine Lösung. Wird Deutschland die Hauptlast weiter allein tragen?

Auf jeden Fall in den nächsten sechs Monaten. So lange will sich die EU Zeit nehmen, um eine gemeinsame Truppe aufzubauen, welche die Außengrenzen von Schengenland schützen soll. Zwischenzeitlich ist es Merkel nicht gelungen, die Rest-EU auf einen Verteilungsplan für die Flüchtlinge einzuschwören. Im September hatten die Brüsseler beschlossen, 160 000 Menschen aus Griechenland und Italien quer durch die EU zu verteilen. Bislang waren es genau 184. Ein altes deutsches Sprichwort besagt: „Bei Flüchtlingen hört die Freundschaft auf.“

Putin findet Donald Trump cool. Was weiß er, was wir hartnäckig ignorieren?

Trump, sagt der oberste aller Reußen, sei ein „flamboyanter“ und „talentierter“ Typ. Außerdem wolle er das Verhältnis zu Russland „vertiefen“. Hier blüht eine wunderbare Freundschaft auf, weil Trump das Kompliment sofort an Putin zurückgab. Man könne mit diesem „hoch respektierten“ Mann gegen den Terrorismus und für den Weltfrieden zusammenarbeiten. WmdW glaubt den beiden jedes Wort – so, wie er Le Pen, Orbán und Pegida glaubt. Er freut sich schon heute auf Trump, der zusammen mit Putin nicht nur die Welt, sondern die ganze Galaxie befrieden wird – so wie Darth Vader, wenn man ihn nur gelassen hätte.

Die EU einigt sich auf strenge Datenschutzregeln. Müssen sich Google, Facebook & Co. warm anziehen?

Müssen sie nicht, weil sie alle in Kalifornien beheimatet sind, wo ewig die Sonne scheint. Das Grundproblem kann die EU nicht lösen. Wir glauben, wir bekommen diese Dienste umsonst. Tatsächlich bezahlen wir mit unseren Daten. Nimm Google und allen anderen die Daten weg, und wir werden mit Gebühren bezahlen. Was eigentlich die sauberere Lösung wäre – das Ende einer Illusion. Der Nobel-Ökonom Milton Friedman hatte recht: „There is no such thing as a free lunch“ – umsonst gibt’s nichts zu futtern.

Ein Wort zur Weihnachtsgeschichte …

Gott sei Dank fand die vor 2000 Jahren in Bethlehem statt und nicht heute in Syrien. Heute wären Jussuf und Mariam womöglich im IS-Terror oder Bombenhagel umgekommen, oder sie wären unterwegs auf dem Meer, wo die Hl. Drei Könige und die Hirten sie nie gefunden hätten. Damals musste die Heilige Familie sich nur vor Herodes verstecken, und so wurde der Menschheit einer der ganz großen Mythen geschenkt. Die Kids wissen nicht, was sie verpassen, wenn sie in diesen Tagen in „Star Wars VII“ strömen. Die Weihnachtsgeschichte ist forever, „Star Wars“ wird in 2000 Jahren vergessen sein. Es sei denn, nach „SW VII“ kommen noch 798 weitere Episoden.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

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