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Zerstörte Häuser, zerdrückte Autos: Beirut gleicht einem Trümmerfeld.

© REUTERS/Aziz Taher

Update

Verheerendes Unglück im Libanon: Deutsche Diplomatin bei Explosion in Beirut getötet

Nach der verheerenden Explosion in Beirut geht die Suche nach Überlebenden weiter. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron ist vor Ort.

Bei der verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut ist auch eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft getötet worden. Das teilte Außenminister Heiko Maas am Donnerstag mit. „Unsere schlimmste Befürchtung hat sich bestätigt. Eine Angehörige unserer Botschaft in Beirut ist durch die Folgen der Explosion in ihrer Wohnung ums Leben gekommen“, erklärte er. „Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Auswärtigen Amts sind in tiefer Trauer um die Kollegin.“

Er habe den Angehörigen und der Belegschaft der Botschaft Beirut sein Beileid ausgesprochen, auch im Namen der Kolleginnen und Kollegen und der Bundesregierung. „Allen, die wie unsere verstorbene Kollegin jeden Tag auf der ganzen Welt im Dienst für unser Land große persönliche Risiken eingehen, gilt mein Dank.“

Nach Angaben der libanesischen Regierung vom Vorabend wurden bei der Explosionen am Dienstag mehr als 130 Menschen getötet, etwa 5000 wurden verletzt. Die genaue Ursache ist noch unklar. Sie steht nach unterschiedlichen Berichten in Verbindung mit großen Mengen Ammoniumnitrat, die jahrelang im Hafen ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert worden sein sollen. Eine Untersuchungskommission soll bis zur kommenden Woche einen ersten Bericht vorlegen.

Welle der der Hilfsbereitschaft

Die Katastrophe löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus - so schickten mehrere Länder Rettungsmannschaften mit Spürhunden und Experten für die Bergung von Verschütteten. Am Mittwochabend traf eine Maschine mit Hilfsgütern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ein. Dem Land fehlen unter anderem medizinische Güter. Nach Angaben von Gesundheitsminister Hassan Hamad kamen am Dienstag mindestens 135 Menschen ums Leben, etwa 5000 weitere wurden verletzt. Unter den Trümmern werden weitere Vermisste vermutet.

Ein rund 50-köpfiges Team des Technischen Hilfswerks (THW) flog in der Nacht Nacht zum Donnerstag von Frankfurt am Main zum Noteinsatz in Beirut ab. Die Einsatzeinheit soll bei der Bergung von Verschütteten helfen, wie das THW mitteilte. An Bord derselben Maschine befanden sich auch sieben Experten der Hilfsorganisation Isar Germany. Dabei handelte es sich nach Angaben der Organisation um Ärzte sowie Fachleute für Gefahrgut.

Auch Erkundungsteam der Bundeswehr soll vor Ort klären, wie die Bundeswehr nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut helfen kann.

Große Teile der Stadt wurden schwer beschädigt. Explodiert waren 2750 Tonnen Ammoniumnitrat, das jahrelang ohne geeignete Vorsichtsmaßnahmen in einer Lagerhalle untergebracht war. Ammoniumnitrat kann für Düngemittel oder zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden.

Trump sprach von einem "Angriff"

Am Donnerstag traf Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron in der libanesischen Hauptstadt ein. Dort sollte er am Donnerstag mit seinem libanesischen Amtskollegen Michel Aoun, Regierungschef Hassan Diab und Parlamentspräsident Nabih Berri zusammenkommen. „Der Libanon ist nicht allein“, twitterte Macron bei seiner Ankunft auf Französisch und Arabisch.

Macron will mit dem Besuch die Solidarität Frankreichs gegenüber den Libanesen ausdrücken. Der Libanon war früher Teil des französischen Mandatsgebiets im Nahen Osten, die beiden Länder sind immer noch eng verbunden. Bei der Explosion am Dienstag wurde auch der französische Architekt Jean-Marc Bonfils getötet, der historische Gebäude restaurierte, die im Bürgerkrieg (1975-1990) zerstört wurden. 24 weitere Franzosen wurden verletzt, drei von ihnen schwer.

Im Libanon schürten die Explosionen in großen Teilen der Bevölkerung die Frustration über die Regierung. In den Onlinenetzwerken forderten viele Menschen den Rücktritt des gesamten Kabinetts. "Tretet ab!" erklärte der populäre Fernsehjournalist Marcel Ghanem. "Es sind Eure Niedertracht und Eure Nachlässigkeit, welche die Menschen getötet haben."

Der zerstörte Hafen nach der Explosion in Beirut.
Der zerstörte Hafen nach der Explosion in Beirut.

© imago images/ZUMA Wire

Schon vor den Explosionen hatte es immer wieder Massenproteste gegen die libanesische Regierung gegeben, der viele Menschen Korruption und Inkompetenz vorwerfen. Das Land steckt in der schweren Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten, die zuletzt durch die Corona-Pandemie verschlimmert worden war.

Die Regierung kündigte an, die Verantwortlichen für die Explosionen zur Rechenschaft zu ziehen. Sie forderte das Militär auf, die für die Lagerung des Ammoniumnitrats Verantwortlichen unter Hausarrest zu stellen.

Arbeiter entladen Kisten mit russischen Hilfsgütern.
Arbeiter entladen Kisten mit russischen Hilfsgütern.

© dpa

Das Lagerhaus mit dem Material war in heruntergekommenem Zustand und hatte Risse in den Wänden, wie Behördenmitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP sagten. Sicherheitskräfte hatten vergangenes Jahr eine Untersuchung geführt, weil aus dem Gebäude merkwürdige Gerüche gedrungen waren. Die Untersuchung gelangte zu dem Schluss, dass das "gefährliche" Material aus der Halle entfernt werden müsse. Dies geschah aber nicht.

Merkel kondoliert Libanons Regierungschef

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte in einem Kondolenztelegramm an Libanons Regierungschef Hassan Diab, dass sein Land "in dieser schweren Zeit" auf die Unterstützung der Bundesregierung zählen könne.

Rettungskräfte suchen in den Trümmern nach Überlebenden.
Rettungskräfte suchen in den Trümmern nach Überlebenden.

© imago images/Xinhua

Laut Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) stellte die Bundesregierung in einem ersten Schritt dem Roten Kreuz eine Million Euro für Soforthilfe in Beirut zur Verfügung. Das Geld solle für Erste-Hilfe-Stationen und medizinische Güter zur Versorgung von Verletzten verwendet werden, schrieb Maas im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Aus den Golfstaaten, anderen Ländern der Region sowie Europa trafen erste Lieferungen unter anderem von Feldlazaretten und Medikamenten im Libanon ein. Italien entsandte eine Spezial-Einheit von der Feuerwehr für die Suche nach umweltschädigenden Substanzen, Frankreich drei Flugzeuge mit Rettungskräften, tonnenweise medizinischer Ausstattung und einer mobilen Krankenstation. Präsident Emmanuel Macron will am Donnerstag als erster ausländischer Staatenlenker nach den Explosionen Beirut besuchen. (AFP, dpa)

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