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Inferno in Beirut nach der Explosion am 4. August 2020

© AFP/Stringer

Verheerende Explosion in Beirut: Libanesischer Regierungschef und drei Ex-Minister angeklagt

Im August starben mehr als 190 Menschen bei einer Explosion in Beirut, Tausende wurden verletzt. Ein Ermittlungsrichter gibt vier Politikern eine Mitschuld.

Mehr als vier Monate nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut hat ein libanesischer Ermittlungsrichter Anklage gegen den amtierenden Regierungschef Hassan Diab und drei frühere Minister erhoben. Ihnen werde Fahrlässigkeit und Mitschuld an der großen Zahl der Opfer gegeben, hieß es am Donnerstag aus Justizkreisen in der Hauptstadt. Die vier Beschuldigten sollen nächste Woche zu den Vorwürfen befragt werden. Danach fällt die Entscheidung, ob sie vor Gericht müssen.

Bei der Explosion am 4. August waren mehr als 190 Menschen getötet und mehr als 6000 verletzt worden. Große Teile des Hafens sowie der umliegenden Wohngebiete wurden stark zerstört. Ausgelöst worden sein soll die gewaltige Detonation durch große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat, die über Jahre ungesichert im Hafen gelagert worden waren. Kritiker werfen der Regierung vor, davon gewusst, aber dennoch nichts dagegen unternommen zu haben.

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Neben Diab wurde die Anklage auch gegen den früheren Finanzminister Ali Hassan Chalil sowie zwei ehemalige Minister für Öffentliche Arbeiten erhoben. Der Ministerpräsident und seine Regierung hatten kurz nach der Explosion ihren Rücktritt erklärt und sind nur noch geschäftsführend im Amt. Dem mit der Regierungsbildung beauftragten Politiker Saad Hariri ist es bislang wegen interner Machtkämpfe nicht gelungen, ein neues Kabinett zu bilden.

Der Libanon erlebt seit Monaten eine der schwersten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte und braucht dringend ausländische Hilfe. Die Corona-Pandemie und die Explosion haben die Lage weiter verschärft. (dpa)

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