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Unter Druck auch im Inland: Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro

© dpa/Marcos Correa/Presidencia Planalto

Verheerende Brände am Amazonas: Brasiliens Gouverneure stellen sich gegen Bolsonaro

Im Streit um die Waldbrände und seine Umweltpolitik isoliert Brasiliens Präsident sein Land. Die regionalen Regierungschefs der Region mahnen Jair Bolsonaro.

Wegen seiner umstrittenen Umweltpolitik bekommt der rechte Präsident Jair Bolsonaro nun auch in Brasilien Gegenwind zu spüren: Die Gouverneure des Amazonasgebiets fürchten internationale Wirtschaftssanktionen und einen schweren Imageschaden wegen des Streits um die verheerenden Waldbrände und das Hilfsangebot der G7-Staaten.

„Wenn sich Brasilien auf internationaler Ebene isoliert, setzt es sich ernsten Handelssanktionen gegen unsere Produzenten aus“, sagte der Regierungschef des Bundesstaates Maranhão, Flávio Dino, am Dienstag bei einem Treffen der Gouverneure mit Bolsonaro.

Der Staatschef hatte zuvor eine Entschuldigung von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron gefordert, bevor er die von den Industrieländern angebotene Hilfe bei den Löscharbeiten annehmen will. Er warf Macron vor, ihn als Lügner bezeichnet und die Souveränität des Amazonasgebiets infrage gestellt zu haben.

„Ich denke, jetzt sollten wir uns um unsere Probleme kümmern und der Welt der Umweltdiplomatie ein Zeichen geben, denn sie ist fundamental für die Landwirtschaft. Sonst erleiden wir einen schweren Imageschaden, der bereits jetzt allen Anlass zu Sorge gibt“, sagte der Gouverneur von Pará, Hélder Barbalho.

Bolsonaro gilt eigentlich als Freund der Agrarindustrie. Weil wegen seiner Umweltpolitik nun aber einige europäische Länder bei der Ratifizierung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und dem Mercosur auf die Bremse treten, sorgen sich mittlerweile auch die brasilianischen Landwirte um ihr Exportgeschäft mit Rindfleisch und Soja.

Drohung von Klöckner

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) drohte Brasilien im Streit über die verheerenden Waldbrände mit Konsequenzen. "Brasilien hat sich mit Abschluss des Mercosur-Abkommens zu einer nachhaltigen Waldwirtschaft bekannt", sagte Klöckner der "Welt". "Wenn das Land dieser Verpflichtung nicht nachkommt, werden wir nicht tatenlos zuschauen."

Das EU-Freihandelsabkommen mit dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur beinhalte ein Nachhaltigkeitskapitel mit verbindlichen Regelungen, sagte Klöckner. "Wenn diese nicht eingehalten werden, kann es die vereinbarten Zollerleichterungen nicht geben. Da geht es auch um unsere Glaubwürdigkeit." Sie werde darüber mit ihrer brasilianischen Amtskollegin bei deren Deutschlandbesuch sprechen.

Die Bundesregierung muss sich nach den Worten von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) dafür einsetzen, die Abholzung der Wälder zu stoppen. „Der Regenwald darf nicht für neue Sojafelder brennen“, sagte Müller der „Passauer Neuen Presse“. „Ein wichtiger Schritt wäre, auf Schweinemast auf Basis billiger Sojaimporte von gerodeten Flächen zu verzichten.“

Unterstützung von Trump

Auch wegen seiner umstrittenen Äußerung zu Umweltschützern bekam Bolsonaro von den Gouverneuren Kontra. Der Staatschef hatte zuletzt behauptet, Nichtregierungsorganisationen (NGO) könnten die Waldbrände gelegt haben, um sich für die Streichung öffentlicher Mittel zu rächen und seine Regierung zu diskreditieren.

„Ich gehöre nicht zu denen, die Nichtregierungsorganisationen verteufeln“, sagte nun Gouverneur Dino. „Ich halte das für einen Fehler, denn es gibt in der Welt und in Brasilien sehr ernsthafte NGOs.“

Rückendeckung erhielt Bolsonaro hingegen von US-Präsident Donald Trump. „Ich habe Präsident Jair Bolsonaro gut kennengelernt“, schrieb er auf Twitter. „Er arbeitet sehr hart wegen der Brände im Amazonasgebiet und macht einen großartigen Job für das brasilianische Volk.“

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Bolsonaro bedankte sich ebenfalls bei Twitter: „Vielen Dank, Präsident Trump. Wir bekämpfen die Waldbrände mit großem Erfolg. Brasilien ist und wird immer eine internationale Referenz in nachhaltiger Entwicklung sein. Die Fake-News-Kampagne gegen unsere Souveränität wird nicht funktionieren.“ (dpa, AFP)

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