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Grünen-Chef Robert Habeck überlässt wohl FDP-Chef Christian Lindner das Finanzministerium.

© Michael Kappeler/dpa

Update

Verhandlungen über Ampel-Koalition: Grüne dementieren Bericht über Verzicht auf Finanzministerium

Nach drei Wochen ringen die Ampel-Parteien noch immer um Ressortzuständigkeiten. Gerüchte über ein wesentliches Ergebnis dementieren die Grünen nun.

Die Grünen haben einen Bericht dementiert, wonach sie im Zuge der Verhandlungen über eine Ampel-Koalition freiwillig auf die Besetzung des Finanzministeriums verzichten. „Das ist falsch“, sagte Grünen-Sprecherin Nicola Kabel der Nachrichtenagentur AFP am Mittwochabend. „Es gibt keinen Verzicht auf irgendein Ministerium und auch keine Festlegung, wer was wird.“

Zuvor hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, die Zehnerrunde der grünen Verhandler habe sechs Ministerien definiert, die die Grünen beanspruchen wollen: Das Auswärtige Amt sowie die Ressorts Verkehr, Landwirtschaft, Umwelt, Familie und Transformation.

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Dem Bericht zufolge sprechen grüne Verhandlerkreise in diesem Zusammenhang von einem denkbaren Szenario. Am Finanzministerium solle die Ampel nicht scheitern. Wahrscheinlich ist, dass die Grünen im Gegenzug von der FDP Zugeständnisse, etwa beim Klima, erwarten.

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Nach der Bundestagswahl hatten die Grünen noch beteuert, das Finanzministerium sei für sie unverzichtbar, um ihre Klimapolitik umzusetzen.

Schwierige Ampel-Verhandlungen

Am Mittwoch waren die die Ampel-Verhandlungen nach knapp drei Wochen in eine neue Runde gegangen. Nach Abgabe der ersten Arbeitsgruppenergebnisse bei den Parteiführungen von SPD, Grünen und FDP blieben mehrere Punkte in zentralen Bereichen strittig. Nach dpa-Informationen gehören dazu die Themen Klimaschutz, Finanzen, Verkehr sowie Außen- und Verteidigungspolitik.

Die offenen Fragen sollen nun unter Führung der Parteivorsitzenden geklärt werden. Bis Ende November wollen die Ampel-Parteien die Verhandlungen abschließen. In der Nikolauswoche ab dem 6. Dezember soll dann der bisherige Finanzminister Olaf Scholz vom Bundestag zum Kanzler gewählt und sein Kabinett vereidigt werden.

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Die Koalitionsverhandlungen hatten am 21. Oktober offiziell begonnen. Vorher hatten SPD, FDP und Grüne bereits ein Sondierungspapier ausgehandelt, in dem erste Eckpunkte festgelegt wurden.

Aus den Gesprächen der Arbeitsgruppen drang danach kaum etwas nach draußen. Das änderte sich auch am Mittwoch nach Abschluss der Beratungen zunächst nicht. Dass in besonders umstrittenen Bereichen wie Klima und Finanzen Punkte offen bleiben, war erwartet worden.

Die Parteiführungen hatten den Arbeitsgruppen sehr detaillierte Vorgaben gemacht, wie sie ihre Ergebnisse bis Mittwoch um 18 Uhr abzuliefern haben: die kleinen Gruppen bis zu drei Seiten, die großen bis zu fünf, Schriftgröße 11, Calibri, Zeilenabstand 1,5. Die Einzelergebnisse sollen in den nächsten Tagen zusammengeführt werden, bevor die Arbeit an den noch offenen Punkten beginnt.

Die meisten Menschen in Deutschland glauben aber nicht daran, dass der ehrgeizige Zeitplan bis zur Kanzlerwahl eingehalten werden kann. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gehen 50 Prozent von einer Verlängerung aus. Weitere 10 Prozent meinen sogar, dass die Gespräche scheitern werden. Nur 23 Prozent erwarten, dass die Regierung wie geplant bis zum 10. Dezember im Bundestag vereidigt wird.

Auch die Grünen hatten einen pünktlichen Abschluss der Verhandlungen in Frage gestellt und sich unzufrieden mit den Fortschritten vor allem beim Thema Klimaschutz gezeigt. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) warnte sogar schon vor Neuwahlen.

Die SPD will aller Skepsis zum Trotz am bestehenden Zeitplan festhalten. „Olaf Scholz soll in der Woche nach Nikolaus zum nächsten Kanzler gewählt werden“, sagte Generalsekretär Lars Klingbeil der „Rheinischen Post“ (Mittwoch). „Ob das dann am Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag passiert, das werden wir noch besprechen.“

Zur Unzufriedenheit bei den Grünen sagte Klingbeil, man sei in den entscheidenden Tagen. „Da sitzen 300 Fachpolitiker aus drei Parteien zusammen, die ihre Themenschwerpunkte durchboxen wollen. Es ist doch total normal, dass sich da auch mal etwas verhakt - und trotzdem: es wird am Ende klappen.“ Man komme jetzt auf die Zielgerade, „wo alle noch mal ihre Standpunkte deutlich machen“. (dpa, Tsp)

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