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Ein Gedenkfeier für den ermordeten Lehrer Samuel Paty.

© imago images/Hans Lucas

Vater machte im Netz Stimmung: Staatsanwaltschaft ermittelt nach Lehrermord in Frankreich gegen zwei Schüler

Nach der Ermordung des Lehrers Samuel Paty in Frankreich läuft ein Ermittlungsverfahren gegen sieben Verdächtige. Zwei von ihnen sind noch Jugendliche.

Nach der Enthauptung eines Lehrers in Frankreich hat die Staatsanwaltschaft gegen mehrere Verdächtige Ermittlungsverfahren eröffnet. Sie wirft ihnen unter anderem Beihilfe zu einem Mord mit Terrorhintergrund vor, wie die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft am späten Mittwochabend mitteilte. Verfahren wurden unter anderem gegen zwei 14 und 15 Jahre alte Schüler eröffnet und gegen den Vater, der im Netz Stimmung gegen Lehrer gemacht hatte.

Das 47-jährige Mordopfer Samuel Paty war am vergangenen Freitag in einem Pariser Vorort den Ermittlern zufolge von einem 18-Jährigen getötet und dann enthauptet worden. Der mutmaßliche Terrorist mit russisch-tschetschenischen Wurzeln wurde später von Sicherheitskräften erschossen. Sein Motiv war nach bisherigen Erkenntnissen, dass Paty im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Staatspräsident Emmanuel Macron hatte direkt nach der Tat von einem islamistischen Terrorakt gesprochen.

Die 14 und 15 Jahre alten Verdächtigen wurden unter Justizaufsicht gestellt. Das bedeutet, dass sie unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt werden. Der 18-Jährige Angreifer kannte laut Ermittlern zwar den Namen des Lehrers und die Adresse der Schule, wusste aber nicht, wie Paty aussieht. Den beiden Minderjährigen wird nun vorgeworfen, den Lehrer für den mutmaßlichen Täter gegen Geld am Tag des Attentats identifiziert zu haben.

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Wie den Jugendlichen wird auch dem Vater einer Schülerin Beihilfe vorgeworfen. Er hatte im Netz gegen den Lehrer mobilisiert, seine Entlassung gefordert und sensible Daten wie den Namen und die Adresse der Schule veröffentlicht, wie die Ermittler erklärten. Gegen einen Mann, der den Vater unterstützt hatte und laut Medien ein bekannter Islamist ist, wurde ebenfalls ein Verfahren wegen Beihilfe zu einem Mord mit Terrorhintergrund eröffnet.

Insgesamt wurden gegen sechs Personen Verfahren mit diesem Vorwurf eingeleitet. Gegen eine weitere Person wird unter anderen wegen des Vorwurfs der Beteiligung an einer kriminellen terroristischen Vereinigung ermittelt. Die Ermittlungsverfahren können am Ende zu einem Strafprozess führen, falls die Ermittler ausreichend Beweise gegen den Beschuldigten sehen.

Gedenkfeier zur Verteidigung der Freiheit

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hatte am Mittwochabend bei einer emotionalen Gedenkfeier zur Verteidigung der Freiheit aufgerufen. „Wir werden nicht auf Karikaturen (und) Zeichnungen verzichten“, sagte er im Innenhof der Pariser Sorbonne-Universität mit Blick auf die Mohammed-Karikaturen, die weltweit Kontroversen ausgelöst hatten. Paty sei das Opfer einer tödlichen Verschwörung, von Dummheit, Lüge und Hass auf andere geworden, sagte Macron. „Wir machen weiter, (Herr) Lehrer!“

Das Verbrechen in einem Pariser Vorort hatte im ganzen Land Entsetzen ausgelöst. Am Wochenende gingen Zehntausende auf die Straße, um sich solidarisch zu zeigen.

Première Dame Brigitte Macron konnte nicht an der Zeremonie teilnehmen, weil sie Kontakt mit einem Corona-Infizierten hatte. Die ehemalige Lehrerin veröffentlichte daher einen Brief in Gedenken an Samuel Paty. Darin heißt es: Lehrer sein, bedeute Schülerinnen und Schüler Türen zu öffnen - denn die des Geistes und des Wissens seien unendlich. „All das, Samuel, wusstest du, und noch besser, du hast es verkörpert“, so Brigitte Macron weiter. (dpa)

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