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Beamte der New Yorker Polizei stehen vor einer Postfiliale.

© REUTERS/Mike Segar

Update

USA: Verdächtiger in Briefbomben-Serie angeklagt

Die Polizei hat einen Verdächtigen festgenommen, der mittlerweile in fünf Punkten angeklagt wurde. Fingerabdrücke auf einem Päckchen führten zur Festnahme.

Noch ist nicht sicher, was genau den 56-jährigen Cesar Sayoc getrieben hat, ein ganzes Land tagelang in Atem zu halten. Über das Motiv des am Freitag Festgenommenen, der mindestens 13 Briefbomben an prominente Gegner von US-Präsident Donald Trump verschickt haben soll, gab es zunächst keine Angaben. Doch die US-Behörden zeigten sich überzeugt, den Richtigen gefasst zu haben.

FBI-Chef Christopher Wray sagte bei einer Pressekonferenz in Washington, Fingerabdrücke des festgenommenen Verdächtigen seien auf einem der versandten Päckchen an eine Kongressabgeordnete gefunden worden. Er warnte, es könnten noch weitere Päckchen unterwegs sein, die wie die sichergestellten Sendungen „potenziell explosives Material“ enthalten könnten. „Wir sind noch nicht aus dem Schneider“, sagte Wray.

Verletzt wurde bisher niemand. Justizminister Jeff Sessions gab bekannt, gegen den polizeibekannten Verdächtigen sei Anklage in fünf schwerwiegenden Punkten erhoben worden. Dazu zählten der „illegale Versand von Sprengstoff“ sowie „Drohungen gegen frühere Präsidenten“ und andere Menschen. Bei einem Schuldspruch drohten ihm bis zu 58 Jahre Haft.

Der Mann, ein eingeschriebenes Mitglied der Republikaner, war zuvor am Freitag auf einem Parkplatz in Plantation im Bundesstaat Florida festgenommen worden. Die Paketbomben gingen unter anderem an Ex-Präsident Barack Obama, dessen ehemaligen Vize Joe Biden und Ex-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, alle gehören der demokratischen Partei an und gelten als Hassfiguren der politischen Rechten.

Noch kurz vor der Festnahme waren zwei weitere verdächtige Pakete abgefangen worden. Eines sei auf dem Weg zu dem demokratischen Senator Cory Booker gewesen und in Florida abgefangen worden, teilte das FBI mit. Booker wird als möglicher Gegenkandidat von Trump bei der Präsidentschaftswahl 2020 gehandelt. Das zweite Paket sei an den früheren Geheimdienstdirektor James Clapper gesandt und in New York gefunden worden, meldeten US-Medien. Clapper steht den Demokraten nahe. Andere Sendungen gingen an den früheren Geheimdienstchef John Brennan, den Multimilliardär George Soros und den Schauspieler Robert de Niro, der Trump öffentlich kritisiert hatte.

An seinem Lieferwagen prangten Abbildungen von Trump

Ob der 56-Jährige sich an Trump-Gegnern rächen wollte, ob also sein Motiv tatsächlich politisch war, ist unklar. Auf seine Bewunderung für den Präsidenten deutet zumindest das Auto des Verdächtigen hin, in dem er gelebt haben soll, nachdem ihn seine Eltern rausgeschmissen hatten. Fernsehbilder nach der Festnahme zeigten, wie FBI-Beamte einen weißen Lieferwagen mit einer Plane abdeckten und dann abtransportierten. Dabei war eine Reihe von Fotos an dem Wagen zu sehen, auf denen unter anderem Trump und sein Vize Mike Pence abgebildet waren.

Die Pakete waren adressiert an früheren Geheimdienstdirektor James Clapper und US-Senator Cory Booker.
Die Pakete waren adressiert an früheren Geheimdienstdirektor James Clapper und US-Senator Cory Booker.

© Reuters/ Joshua Roberts

Zehn Tage vor den Zwischenwahlen in den USA, bei denen das Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu gewählt werden, ist das Motiv des Festgenommenen eine hochpolitische Frage. Trump hatte zeitweise Zweifel an der Echtheit der Bomben angedeutet. In einem Tweet in der Nacht zu Freitag sprach er von „dem Bomben-Zeug“, das den Wahlkampf der Republikaner negativ beeinflusse. Indirekt hatte er die Medien mitverantwortlich gemacht für die Straftaten.

Biden warnt vor zunehmender Spaltung der Gesellschaft

Ex-Vizepräsident Biden mahnte zu mehr Sachlichkeit in der politischen Debatte und warnte vor einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft. Ohne Trumps Namen zu erwähnen, stellte sich Biden, der auch als möglicher Gegenkandidat Trumps 2020 gilt, gegen dessen Aussagen. „Meine Damen und Herren, die Presse ist nicht der Feind des Volkes“, sagte Biden. Trump hatte Medien, die kritisch über ihn berichtet haben, wiederholt als solche bezeichnet.

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