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Angeschlagen, aber noch nicht ausgezählt.

© Mandel Ngan, AFP

USA und Corona: Trumps Wahlkampfrhetorik deutet sich an

Die Corona-Sterberate in den USA ist etwa so hoch wie in Deutschland - das und sehr viel mehr in "Twenty/Twenty", dem Newsletter zur US-Präsidentschaftswahl

Das Verhalten von Donald Trump in der Coronakrise lässt sich nicht schönreden. Der US-Präsident hat die Gefahren heruntergespielt, er weigert sich, in der Öffentlichkeit eine Mundschutzmaske zu tragen, er hat die Gouverneure der Bundesstaaten viel zu früh aufgefordert, die Restriktionen wieder zu lockern, er ruft seine Anhänger zu Großveranstaltungen auf, er kokettiert mit der Einnahme unwirksamer Medikamente. Kurzum: Trump hat versagt.

[Mit dem Newsletter „Twenty/Twenty“ begleiten unsere US-Experten Sie jeden Donnerstag auf dem Weg zur Präsidentschaftswahl. Die 19. Ausgabe ist soeben erschienen. Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung: tagesspiegel.de/twentytwenty.]

Doch das Gebot der Fairness verlangt ein kleines Aber. Die USA sind weltweit am stärksten vom Coronavirus betroffen. Knapp 2,8 Millionen Menschen haben sich infiziert. Beinahe täglich verzeichnen viele Bundesstaaten neue Höchststände. Besonders betroffen sind der Süden und Westen des Landes – Florida, Texas, Arizona. Trump sagt, die hohen Infektionszahlen resultierten aus der hohen Zahl der Tests (35 Millionen). Er behauptet auch, dass die Sterberate in den USA eine der geringsten der Welt sei.

Es wird ein siedend heißer Sommer

Das ist zwar falsch, aber auch nicht ganz verkehrt. Zum Vergleich: In den USA beträgt die Sterberate rund 4,7 Prozent, damit liegt sie nur knapp über dem deutschen Wert von 4,6 - in Spanien dagegen sind es 9,6, in Mexiko 12,3, in Großbritannien 14,0, in Italien 14,5, in Belgien 15,9 und in Frankreich 18,0 Prozent. Ähnlich deutlich sind die Abstände, wenn man sich die Zahl der Toten pro 100.000 Einwohner ansieht: USA 40, Frankreich 45, Schweden 53, Italien 58, Spanien 61, Großbritannien 66, Belgien 85.

Womöglich zeichnen sich auch dadurch bereits die Eckpunkte von Trumps Wahlkampfrhetorik ab. Diese Botschaften wird er seinen Anhängern – und Gegnern - einhämmern: China ist schuld an dem Virus, Amerika dank seiner Führung gut durch die Krise gekommen, wegen der hohen Infektions- und relativ niedrigen Sterberate ist das Land für eine mögliche zweite Welle gerüstet (Herdenimmunität), Joe Biden ist alt und tatterig, die Wirtschaft zieht wieder an, die von den Demokraten unterstützte linksradikale Antifa macht das Land kaputt, mit Deutschland hat er noch drei Hühnchen zu rupfen (Nord Stream 2, Handel, Verteidigungsausgaben). Oder anders: Es wird ein siedend heißer Sommer.

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