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Demonstrantinnen beim Frauenmarsch vor einem Jahr.

© AFP

USA: Frauenmarsch gegen Trump

Zweiter Aktionstag in den USA vor dem Hintergrund der Skandale um sexuelle Belästigung und Missbrauch.

Vor einem Jahr versammelten sich Millionen Frauen in den USA am Tag nach der Amtseinführung von Donald Trump auf den Straßen des Landes, um ihren Protest gegen den neuen Präsidenten zu dokumentieren. In diesem Jahr gehen sie vollends zum politischen Angriff über. „Power to the Polls“ – etwa: „Alle Macht den Wahlen“ – lautet das Motto von mehr als 250 Veranstaltungen die an diesem Wochenende geplant sind. Ziel ist die Motivierung von möglichst vielen Wählerinnen für eine politische Attacke auf Trump bei den Kongresswahlen im Herbst. Der Skandal um sexuellen Missbrauch von Frauen im Showbusiness und anderswo sowie die aufrüttelnde Rede von Oprah Winfrey bei der Golden-Globe-Verleihung vor zwei Wochen verleihen der Bewegung zusätzlichen Schwung.

Nach dem ersten Frauenmarsch lautete die große Frage, ob die landesweite Mobilisierung des weiblichen Protestpotenzials gegen Trump eine Eintagsfliege bleiben würde. Die Antwort ist inzwischen klar: Nein. Die Organisation „Women’s March“ besitzt heute Vertretungen in 35 der 50 Bundesstaaten der USA, landesweit gibt es 5500 örtliche Gruppen, die sich um die Vorbereitung von Demonstrationen und um den Kampf für Frauenrechte kümmern.

Der zweite Frauenaktionstag ist auf konkretere politische Ziele ausgerichtet als die Premiere, bei der viele Teilnehmerinnen vor allem den Schock über Trumps Wahlsieg verarbeiteten und erleichtert feststellten, dass sie mit ihrer Kritik am neuen Präsidenten keinesfalls allein waren.

Mittel zur Wählerinnenregistrierung

Diesmal geht es um politische Forderungen der Frauen: Ende der Diskriminierung und der Gewalt durch Männer, Selbstbestimmung bei der Geburtenkontrolle, Gleichberechtigung für Homosexuelle, bessere Chancen für arbeitende Frauen durch ein bezahlbares Gesundheitssystem, Mutterschaftsurlaub und andere Reformen. Bei den Frauenmärschen soll auch für die Registrierung möglichst vieler Wählerinnen geworben werden.

Protestkundgebungen gibt es das ganze Wochenende lang: In großen und kleinen Städten finden Frauenmärsche statt; in Washington und in New York werden die meisten Besucher erwartet. Als Ort der für Sonntag geplanten zentralen Veranstaltung haben die Organisatorinnen die Spielerstadt Las Vegas ausgewählt. Damit soll mit Blick auf die 58 Todesopfer bei dem Massaker in der Stadt in Nevada im vergangenen Oktober ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt werden.

Doch es geht in Nevada auch um handfeste Politik. Der Wüstenstaat ist eine jener Regionen, die bei den Zwischenwahlen im November eine wichtige Rolle spielen könnten. Bei der Wahl wird das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel der 100 Senatoren neu bestimmt; angesichts einer knappen Mehrheit von nur einem Sitz von Trumps Republikanern im Senat wittern die Gegner des Präsidenten die Chance, der derzeitigen Regierungspartei zumindest in einer Parlamentskammer die Macht zu entwinden. In Nevada und in anderen Staaten werden zudem neue Gouverneure gewählt.

Offen ist, inwieweit die Skandal-Serie um die sexuelle Belästigung und den sexuellen Missbrauch von Frauen die Kundgebungsteilnehmerinnen dazu bringt, sich politisch zu engagieren. Laut Medienberichten fühlen sich Frauen in vielen Städten insbesondere von Winfreys Rede bei den Golfen Globes angesprochen, in der die Talkshowmoderatorin einen „neuen Tag“ für Frauenrechte beschworen hatte. Der Auftritt Winfreys werde mobilisierend wirken, sind sich die Organisatorinnen sicher. Ob Winfrey, der Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt werden, auch selbst an einer der vielen Kundgebungen teilnehmen wird, ist nicht bekannt.

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