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Konflikt zwischen Bierzelt und Twitter: US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)

© dpa/Michael Kappeler

US-Präsident: Trump schießt sich auf neuen Lieblingsfeind ein: Deutschland

Er twittert wieder mehr, seit er von seiner Europa-Reise zurück ist - auch viel gegen Deutschland, den neuen Lieblingsfeind. Seine Berater wollen Trumps Worte jedoch etwas abmildern.

Dass Donald Trump nach seiner ersten Auslandsreise als US-Präsident wieder ins Weiße Haus zurückgekehrt ist, kann unter anderem an der plötzlich wieder anschwellenden Zahl seiner Twitter-Mitteilungen abgelesen werden. Während seiner neuntägigen Rundreise durch Nahost und Europa hatte sich der 70-jährige zurückgehalten, aber jetzt attackiert er wieder – bevorzugt in den Morgenstunden – seine Gegner. Mit besonderer Verve nimmt er sich Deutschland vor.

So beklagte er am Dienstag vor seinen 31 Millionen Twitter-Anhängern das „MASSIVE Handelsdefizit“ der USA mit der Bundesrepublik, die dazu auch noch „VIEL WENIGER“ für die NATO und die Verteidigung ausgebe als erforderlich. Das sei sehr schlecht für die USA und werde sich ändern, drohte der US-Präsident. Der Tweet war Trumps Antwort auf Merkels viel zitierte Stellungnahme vom Wochenende, laut der sich Europa nicht mehr auf die USA verlassen kann.

Schon beim Besuch des Präsidenten in Brüssel vorige Woche war deutlich geworden, dass die deutschen Exportweltmeister für den amerikanischen Wirtschaftsnationalisten Trump zum neuen Feindbild geworden sind. Noch vor wenigen Monaten attackierte er vor allem die Chinesen und drohte sogar, Beijing als Währungsmanipulator öffentlich an den Pranger zu stellen. Tatsächlich ist das amerikanische Handelsdefizit mit China – 347 Milliarden Dollar – mehr als fünf Mal so hoch wie das mit Deutschland, das bei 65 Milliarden Dollar liegt.

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Doch seit der US-Präsident die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Xi Jinping bei der Bewältigung der Korea-Krise erkannt hat, fällt China als Sündenbock aus: Trump will Xi nicht verärgern. Und so sind jetzt die Deutschen an der Reihe.

Mit seiner Kritik an Berlin steht Trump in den USA nicht völlig alleine da. Auch frühere US-Regierungen bemängelten die Zurückhaltung der Europäer bei den Verteidigungsausgaben. Amerikanische Wirtschaftsexperten kritisieren seit langem die deutsche Handels- und Steuerpolitik. Schon vor zwei Jahren prangerte der frühere Präsident der amerikanischen Zentralbank, Ben Bernanke, eine Berliner Politik an, die den Verbrauch und damit Importe nach Deutschland drossele. An dieser Kritik aus der Fachwelt hat sich bis heute wenig geändert.

Lässt er sich auf die 'Realistenfraktion' innerhalb der eigenen Regierung ein, wird er endlich anfangen müssen, konkret zu arbeiten. [...] Infantiles Twittern kann seriöses Regieren nicht ersetzen.

schreibt NutzerIn mic13353

Fox-Kommentar in gebrochenem Deutsch

Trumps Anhänger bestärken den Präsidenten, der Merkel bereits wegen ihrer Flüchtlingspolitik scharf angegangen war, in seinem anti-deutschen Kurs. Der Nachrichtensender Fox News machte die Kanzlerin indirekt für die Welle von Terroranschlägen in Europa in jüngster Zeit verantwortlich: Seit Merkel die Tore für die Flüchtlinge geöffnet habe, sei der Kontinent von fast einem Dutzend schwerer Gewalttaten von Islamisten erschüttert worden. Merkel sei sauer, weil Trump solche Wahrheiten anspreche, aber die Kanzlerin brauche die USA nach wie vor als Schutzmacht gegen Russland. „Verstehen?“ schloss der Fox-Kommentar in gebrochenem Deutsch.

Schon bei Merkels erstem Treffen mit Trump im März in Washington war das gespannte Verhältnis zwischen den beiden deutlich spürbar. Dass sich die sonst so zurückhaltende Kanzlerin jetzt so klar über Amerika beklagt habe, zeige den Ernste der Lage, sagte die Politologin Sheri Berman von der Universität Barnad College in New York der „Huffington Post“ nach Merkels Bemerkung über die Unzuverlässlichkeit der USA. Die Aussage sei bei der unterkühlten Merkel ungefähr so, „als würde sie kreischend und mit brennenden Haaren herumlaufen“.

Spicer: Trump und Merkel "kommen gut aus"

Mit Aufmerksamkeit registrieren amerikanische Beobachter, wie Merkel derzeit die Fühler nach Indien und China ausstreckt – die Vorbereitungstreffen der Kanzlerin vor dem G20-Gipfel im Juli in Hamburg erhalten durch den deutsch-amerikanischen Streit eine neue Brisanz. Verstärkt wird die transatlantische Missstimmung dadurch, dass die Europäer auch mehr als vier Monate nach Trumps Amtsantritt immer noch nicht so recht wissen, was die neue Regierung in Washington eigentlich vorhat.

Das bei Trump-Gegnern als Chaos-Bude verschriene Weiße Haus, in dem diverse Fraktionen der Regierung gegeneinander intrigieren, facht die Unsicherheit der Partner noch weiter an. Trumps Sprecher Sean Spicer nannte das Verhältnis zwischen dem US-Präsidenten und der Kanzlerin „ziemlich unglaublich“ und betonte zum Erstaunen der amerikanischen Reporter, die beiden kämen glänzend miteinander aus: Merkels Forderung nach Eigenständigkeit Europas sei doch genau, was Trump wolle. Ob der Präsident das genauso sieht? Alles wartet auf den nächsten Tweet aus dem Weißen Haus.

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