zum Hauptinhalt
Eine Mitarbeiterin des Gesundheitswesens injiziert einem Mann in einem Impfzentrum einen Corona-Impfstoff.

© Ukrinform/dpa

US-Experten zur Datenlage: Zusammenhang von Herzmuskel-Entzündungen und Corona-Impfung „wahrscheinlich“

Für die Mediziner überwiegen Vorteile der Impfung das Risiko aber deutlich. Es soll einen neuen Warnhinweis für die Impfstoffe geben.

US-Experten sehen beim Auftreten hunderter Fälle von Herzmuskelentzündungen nach einer Corona-Impfung einen Zusammenhang zu den sogenannten mRNA-Vakzinen als "wahrscheinlich" an. Diesen Schluss lege die bisherige Datenlage nahe, hieß es am Mittwoch bei einer Präsentation in einer von der US-Gesundheitsbehörde CDC einberufenen Expertengruppe. Die Vorteile einer Impfung gegen das Coronavirus würden die Risiken aber "deutlich überwiegen". Es soll zugleich einen neuen Warnhinweis für die Impfstoffe geben.

 [Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Die Experten prüften den Verdacht, dass die mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna bei jungen Menschen vereinzelt eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) oder des Herzbeutels (Perikarditis) verursachen können. Dazu werteten sie Daten zu mehr als 300 bestätigten Myokarditis-Fällen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus, die kurz zuvor mit einem mRNA-Vakzin gegen Corona geimpft worden waren.

"Myokarditis ist eine seltene, aber keine neue Erkrankung", erklärte der Kinderkardiologe Matthew Oster. Bislang werde davon ausgegangen, dass die Krankheit normalerweise von Viren verursacht werde. "Es scheint, dass die mRNA-Impfstoffe ein neuer Auslöser sein können", sagte Oster. Bis zum 11. Juni wurde in den USA bei 323 Patienten im Alter von unter 30 Jahren nach einer Corona-Impfung eine Myokarditis oder eine Perikarditis diagnostiziert. Dem stehen mehr als 50 Millionen Impfdosen gegenüber, die bis dahin an Zwölf- bis 29-Jährige verabreicht wurden. Die Zahl der Erkrankungen ist damit im Verhältnis sehr niedrig, aber höher als bei dieser Altersgruppe zu erwarten wäre.

[Lesen Sie auch: Aufhebung der Impfpriorisierung in Berlin – was muss ich wissen? (T+)]

309 der Patienten mussten ins Krankenhaus, wo derzeit noch neun behandelt werden. Die meisten Fälle traten bei jungen Männern und binnen einer Woche nach der zweiten Impfdosis auf. Einen bestätigten Todesfall gibt es bislang nicht. CDC-Chefin Rochelle Walensky hatte vergangene Woche erklärt, diese Fälle seien "selten" und "die große Mehrheit" der Betroffenen habe sich "mit Ruhe und unterstützender Behandlung wieder vollständig erholt".

Da Kinder deutlich seltener schwer an Covid-19 erkranken, sind Corona-Impfungen bei dieser Altersgruppe ohnehin umstritten. Der Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten bei Kindern am Cohen Children's Medical Center in New York, Lorry Rubin, verwies aber gegenüber der Nachrichtenagentur AFP darauf, dass in den USA seit Pandemiebeginn mehr als 3000 Kinder wegen Covid-19 ins Krankenhaus mussten und mehr als 300 gestorben seien.

Die Zahl der Todesopfer bei Patienten unter 30 Jahren beträgt demnach etwa 2700. Insgesamt wurden in den USA bereits mehr als 602.000 Corona-Tote registriert. Das Mittel von Biontech/Pfizer ist in den USA bislang der einzige Corona-Impfstoff, der auch für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen ist. Das Vakzin von Moderna hat eine Zulassung ab 18 Jahren. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false