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Tritt zum Jahresende zurück: UN-Botschafterin Nikki Haley.

© Evan Vucci/AP/dpa

US-Diplomatin tritt zurück: Das Rätsel um Nikki Haley und Trumps Reaktion

Washington spekuliert über die Gründe für den Rücktritt der UN-Botschafterin Nikki Haley und ihre Nachfolge. Spannend - aber auch ernüchternd. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Fast unmittelbar nach dem politischen Donnerschlag hat in Washington das beliebte Spiel begonnen: Wer folgt auf die populäre UN-Botschafterin Nikki Haley, die am Dienstag überraschend ihren Rücktritt angekündigt hat? Richard Grenell, der schwierige US-Botschafter in Berlin und Trump-Vertraute, der Ambitionen auf Höheres haben soll? Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner werden ebenfalls genannt, auch wenn Papa Trump behauptet, das nicht vorzuhaben.

Zu schön ist die Spekulation, der US-Präsident könnte die eigene Tochter oder den Schwiegersohn nach New York schicken. Trump selber wiederum sagte, er könne sich seine Ex-Sicherheitsberaterin Dina Powell vorstellen. Nach der quälenden Debatte um seinen Supreme-Court-Richter Brett Kavanaugh spricht manches dafür, dass er wieder eine Frau auf den prestigeträchtigen UN-Posten hievt.

Das Rätselraten ist auch deswegen so spannend, weil 24 Stunden nach Haleys Rücktrittsankündigung weiter unklar ist, warum sie aufhört. Und was sie vorhat. Eine Theorie ist, sie habe sich nicht gegen Hardliner wie Trumps Sicherheitsberater John Bolton durchsetzen können.

Bolton, einst selbst UN-Botschafter unter George W. Bush, steht den Vereinten Nationen extrem kritisch gegenüber, Haley wollte sie effizienter machen. Bei den Vorbereitungen zur Generalversammlung sei sie kaum einbezogen worden, hieß es. Die Sorge ist groß, dass nun ein erklärter UN-Gegner ihren Platz einnimmt.

Die Vergabe des Postens ist reine Innenpolitik – wie alles bei Trump

Eine andere Theorie lautet, Haley könne sich so leichter als Präsidentschaftskandidatin in Stellung bringen. Zwar erklärte sie, 2020 nicht anzutreten, sondern für Trumps Wiederwahl arbeiten zu wollen. Vorstellbar ist aber, dass sie vier Jahre später für die Republikaner ins Rennen geht.

Bis dahin könnte die 46-Jährige als Senatorin ihres Heimatstaates South Carolina tätig werden: wenn Trump den jetzigen Senator Lindsey Graham, der ihm in der Kavanaugh-Affäre hilfreich zur Seite stand, mit dem UN-Job belohnt. Oder mit einem frei werdenden Kabinettsposten, sollte er nach den Kongresswahlen Justizminister Jeff Sessions feuern.

Dass sich Haley kurz vor ihrer Erklärung mit Vorwürfen wegen der Annahme teurer Geschenke konfrontiert sah, befeuert die Gerüchteküche weiter. Ob die von der Nichtregierungsorganisation CREW geforderte Untersuchung von Flügen Haleys in Privatjets von Geschäftsleuten Konsequenzen haben wird, ist offen. Das Außenministerium hat dazu bisher keine Stellung bezogen.

Bei all diesen Gedankenspielen muss man befürchten, dass die Neubesetzung des UN-Postens reine Innenpolitik ist. Wie eigentlich alles bei diesem Präsidenten. Die Vereinten Nationen sind Nebensache.

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