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Der neue US-Botschafter Richard Allen Grenell

© dpa/ Bernd von Jutrczenka

US-Diplomat Richard Grenell: Der neue US-Botschafter in Berlin hat einen direkten Draht zu Trump

US-Botschafter Richard Grenell tritt in Berlin sein Amt an. Mit Kritik aus Deutschland sah er sich schon zuvor konfrontiert.

Zumindest ein Mitglied der Bundesregierung hat bereits einen Draht zum neuen US-Botschafter in Berlin: „Endlich!“, schrieb Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereits im April auf Twitter, als der US-Senat Richard Grenell für den Diplomatenposten in Deutschland bestätigte. Er freue sich darauf, Grenell in Berlin zu begrüßen. „Danke, Jens. Bis bald“, antwortete der designierte Botschafter ebenfalls auf Twitter. Er selbst hatte Spahn gratuliert, bevor die neue Bundesregierung ins Amt kam, und betont, dieser werde ein „großartiger Gesundheitsminister“ werden.

Nun steht einem persönlichen Treffen nichts mehr im Wege. Grenell trat am Dienstag offiziell sein Amt in Berlin an und übergab dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier sein Beglaubigungsschreiben. US-Präsident Donald Trump twitterte am Montag, Grenell sei „ein großartiger und talentierter Typ“, der die USA gut vertreten werde.

Kritik aus Deutschland schon vor seinem Amtsantritt

Der frühere PR-Berater hat langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Diplomaten: Von 2001 bis 2008 war er Sprecher der US-Vertretung bei den Vereinten Nationen. John Bolton, einer der Botschafter, für die er arbeitete, ist heute Trumps Berater für Nationale Sicherheit. In den vergangenen Jahren ist Grenell in Kommentaren für den Sender Fox News und besonders in seinen Tweets als leidenschaftlicher Verteidiger von Trumps Außenpolitik aufgefallen. Nach Trumps Ankündigung, das Iran-Abkommen aufzukündigen, warnte Grenell deutsche Unternehmen davor, weiter in dem Land Geschäfte zu machen.

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Nach dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Trump, bei dem Grenell bereits dabei sein konnte, fand der künftige Botschafter lobende Worte – für seinen Präsidenten: Wenn alle Amerikaner gesehen hätten, „wie Präsident Trump verhandelt, würden sie ihn alle vehement als ihren Vertreter im Weißen Haus unterstützen“, sagte Grenell bei seiner Vereidigung in Washington. Zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen dagegen äußerte er sich nicht.

Schon vor seinem Amtsantritt in Berlin sah sich der neue US-Chefdiplomat mit Kritik aus Deutschland konfrontiert. Anlass dafür ist ein Tweet vom April, in dem er schrieb, Deutschland hätte sich Amerikanern, Briten und Franzosen beim Militärschlag gegen Syrien nach dem Chemiewaffenangriff des Regimes anschließen sollen.

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Der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Nils Schmid, nannte Grenells Kritik „nicht nachvollziehbar“. Deutschland sei in vielen Krisenherden politisch, diplomatisch, humanitär und auch militärisch aktiv, sagte Schmid der Deutschen Presse-Agentur. „Insofern brauchen wir diesbezüglich keine Ratschläge.“

Grenell sieht Deutschland beim Thema Iran stärker in der Pflicht

Nicht nur in Syrien, auch beim Thema Iran sieht der US-Botschafter Deutschland stärker in der Pflicht: „Deutschland muss Europa dabei anführen, gegen Irans Menschenrechtsverletzungen vorzugehen“, forderte Grenell im Januar.

Die Nähe des neuen Botschafters zu Trump wird in Berlin durchaus als Vorteil gesehen. Der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff betonte die „wichtige Vermittlerfunktion“ des Diplomaten: „Grenell kennt den US-Präsidenten gut, er hat damit einen direkten Draht ins Weiße Haus.“ Dagegen sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour, er hoffe, dass Grenell nicht als „Trumps Stellvertreter auf Erden“ auftreten werde.

Während in Berlin derzeit Grenells Tweet über Deutschlands Rolle in Syrien die Runde macht, finden andere Äußerungen weniger Beachtung. Als der Journalist Deniz Yücel noch in der Türkei hinter Gittern saß, forderte Grenell beispielsweise, die USA müssten sich „regelmäßig und laut“ für Yücel einsetzen. Bei anderer Gelegenheit empfahl er den Amerikanern, die Werke von Dietrich Bonhoeffer zu lesen, denn der von den Nationalsozialisten hingerichtete Theologe sei „einer der Großen“.

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